Die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland hat sich gegenüber dem Vorjahr nur leicht verringert. Das meldet der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) unter Berufung auf die Daten des Robert Koch-Institutes für das Jahr 2013. Demnach sind in Deutschland im Vorjahr 4135 Tuberkuloseerkrankungen gemeldet worden. „In den letzten Jahren gab es eigentlich immer einen Rückgang von gemeldeten Tuberkuloseerkrankungen in Deutschland. Allerdings sehen wir eine Zunahme von importierten Fällen. Und bei den Patienten mit ausländischer Herkunft finden sich auch vermehrt multiresistente Keime. Insofern müssen wir diese Entwicklung sehr ernsthaft beobachten“, warnt Prof. Dr. Dieter Köhler, Sprecher des Verbandes der Pneumologischen Kliniken (VPK). Insbesondere die Zunahme von Fällen aus Osteuropa und den Neuen Unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion (NUS) bereitet dem Lungenarzt Sorgen. „Von den in Deutschland mit Tuberkulose (TB) infizierten Patienten mit ausländischer Herkunft stammt etwa jeder fünfte aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion –die meisten davon aus Russland. Und viele dieser Betroffenen sind mit Erregern infiziert, die gegen viele Antibiotika resistent sind. Eine Behandlung ist dann sehr schwierig, und nicht selten versterben die Patienten an den Folgen der Tuberkulose. Signifikant ist auch, dass mehr Männer als Frauen an Tuberkulose erkranken und ausländische Staatsbürger im Vergleich zu deutschen Patienten deutlich jünger sind. Tuberkulose-Bakterien werden durch Tröpfchen übertragen – ähnlich wie z.B. die Grippe. Junge mobile Patienten können daher die Infektion auch leichter verbreiten“, weist Prof. Köhler auf die Gefahren hin.
Neue App klärt in 24 Sprachen über Tuberkulose auf
Um über die Erkrankung, typische Symptome, Übertragungswege und Komplikationen einer TB-Infektion zu informieren, haben Lungenärzte am Forschungszentrum Borstel in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose eine mobile Applikation für Smartphones (internetfähige Mobiltelephone) entwickelt, die in 24 Sprachen über die Gefahren von Tuberkulose aufklärt. „Nicht selten gibt es bei der Behandlung der Tuberkulose auch in Deutschland große Sprachbarrieren. Wir Ärzte wissen oft nicht, was die Patienten wissen, und es ist für uns auch häufig sehr schwierig, die Patienten über den Verlauf einer Tuberkulose-Erkrankung zu informieren. Daher war es für uns sehr naheliegend, alle wichtigen Fakten zu dieser gefährlichen Erkrankung in vielen Sprachen zugänglich zu machen. Vor allem auch für die Menschen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion stehen diese Informationen jetzt zur Verfügung – in Schrift und Ton“, erläutert Dr. med. Christian Herzmann, der Initiator des Projektes „Explain TB“. Neben den gängigen europäischen Sprachen sind die Informationen auf der kostenlosen App „Explain TB“ auch in Russisch, Usbekisch, Ukrainisch, oder auch in Tagalog abrufbar, der am stärksten verbreiteten Sprache auf den Philippinen. „Die Informationen sind so aufbereitet, dass der Arzt in englischer Sprache sieht, was der Patient liest oder sich anhört. Dadurch können wir viel besser mit den Patienten kommunizieren. Wichtig ist natürlich auch die Aufklärung von Betroffenen, bei denen die Erkrankung noch nicht diagnostiziert wurde, denn diese Menschen können andere anstecken. Und wir wollen ja mögliche Ansteckungsketten frühzeitig unterbrechen“, so Herzmann weiter. Geplant sind deshalb weitere neue Sprachversionen. Weltweit erkranken jedes Jahr nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 8 Millionen Menschen an Tuberkulose, die meisten davon in den NUS-Staaten, China, Südostasien und im Süden Afrikas. Fast 1,5 Millionen Menschen starben im Jahr 2011 weltweit an den Folgen dieser Infektionskrankheit.
Quellen:
- Robert Koch-Institut: SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand: <02.01.2014> Übermittelte Tuberkulose-Fälle nach Jahr , Deutschland, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014, Fälle entsprechend der Referenzdefinition des RKI; Datenstand: 01.01.2014
- Hauer, B. et al.: Aktuelle Epidemiologie der Tuberkulose weltweit, in Europa und in Deutschland. Pneumologe 1 (2013)
DOI 10.1007/s10405-013-0693-4