Die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) raten insbesondere Asienreisenden zu vermehrter Vorsicht vor der Vogelgrippe. „Unsere Befürchtung, dass das Vogelgrippe-Virus auch von Mensch zu Mensch übertragbar werden könnte, hat sich bewahrheitet“, betont Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des BdP und praktizierender Lungenfacharzt im Lungenzentrum Ulm. „Wir sind jetzt sicher, dass in Indonesien im vergangenen Jahr eine hochpathogene H5N1-Virenform aufgetreten ist, die nicht nur von Geflügel auf den Mensch, sondern auch von Mensch zu Mensch übertragbar war. Auf Grund dieses Falles ist das Risiko für Menschen, sich mit dem H5N1-Virus zu infizieren, natürlich angestiegen. In den besonders von der Vogelgrippe betroffenen Ländern Südostasiens sollten Reisende auf jeden Fall einen engen Kontakt mit Geflügel meiden und auch beim Umgang mit Menschen vorsichtig sein, die zu Hause Geflügel halten, es schlachten oder im Geflügelhandel tätig sind.“
Eine erwachsene Frau auf Sumatra, die sich im Mai 2006 bei Geflügel mit dem H5N1-Virus angesteckt hatte, infizierte acht Familienmitglieder, von denen sieben kurz darauf starben. Das belegt eine wissenschaftliche Studie, die in der September-Ausgabe der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases veröffentlicht worden ist. „Eine größere Ausbreitung des Virus in Form einer Epidemie bzw. Pandemie konnte zum Glück aber noch verhindert werden, vermutlich weil die indonesischen Gesundheitsbehörden sofort eingegriffen haben – vielleicht war aber auch etwas Glück dabei“, berichtet Barczok. „Niemand kann vorhersagen, wie schnell sich diese Virenform unter den Menschen auf der Straße oder am Arbeitsplatz verbreitet hätte. In Häusern, in denen viele Menschen eng bei einander unter einem Dach leben, kann sich das Virus jedenfalls recht leicht ausbreiten.“
Vogelgrippe-Verbreitungskarte im Internet informiert über Risikogebiete
Wo in der Welt bisher Fälle von Vogelgrippe aufgetreten sind, lässt sich aus einer detaillierten und fortlaufend aktualisierten Vogelgrippe-Verbreitungskarte auf unserem Patienteninformationsportal der Lungenärzte-im-Netz ersehen, das die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) gemeinsam mit dem Bundesverband der Pneumologen (BdP) herausgeben. „Hier kann man sich einen guten Überblick darüber verschaffen, wo in der Welt gehäuft bzw. die meisten Fälle von Vogelgrippe bisher aufgetreten sind – und damit: wo die größten Risikogebiete liegen“, erläutert Barczok. „Aus ärztlicher Sicht ist Asienreisenden in Risikogebiete mit gehäuften Vogelgrippefällen dringend davon abzuraten, in engeren Kontakt mit Geflügel zu treten - also zum Beispiel Geflügelmärkte oder Zoos zu besuchen. Schließlich besteht die Gefahr, dass Menschen, die sich mit Vogelgrippe infizieren und gleichzeitig mit dem humanen Influenza-Grippevirus anstecken, zu einem wandelnden Mischgefäß für ein kombiniertes Virus werden können, welches direkt von Mensch zu Mensch übertragbar werden und damit eine Grippe-Pandemie auslösen könnte.“
Zahlreiche, informative Details zu jedem Fall übersichtlich dargestellt
In der weltweiten Vogelgrippe-Verbreitungskarte der Lungenärzte-im-Netz sind alle bisher – also seit dem Ausbruch der Geflügelpest im Frühjahr 2003 – durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldeten und verifizierten Fälle von Vogelgrippe beim Menschen registriert. Außerdem verzeichnet die Karte alle weiteren Funde von mit dem Vogelgrippevirus infizierten Tieren, die von den Behörden der betroffenen Länder gemeldet werden. Dabei werden in der auf verschiedenen Vergrößerungsstufen ansteuerbaren Karte übersichtlich für jeden einzelnen Fall die folgenden Angaben vermerkt:
- welche Spezies betroffen ist - ob Mensch oder Wildvogel bzw. ein anderes Wildtier, oder aber Tiere aus Zuchtbetrieben bzw. Zoos;
- ob es sich um eine Infektion oder einen Todesfall handelt;
- welches Virus nachgewiesen wurde – das hochpathogene H5N1 oder eine weniger krankheitserregende Virenart;
- Datum und Fundort unter Angabe der GPS-Koordinaten;
- zusätzliche Informationen über die näheren Umstände des betreffenden Falles - wie zum Beispiel Hinweise darauf, wie und wo sich der Betreffende zuvor angesteckt haben könnte.
Patienten, die eine Reise in ein Risikogebiet planen, können sich anhand der aktuellen Ausbrüche von Vogelgrippe bzw. aufgetretener Todesfälle unter Menschen darüber informieren, welche Beschränkungen oder Gefährdungen vor Ort vorliegen bzw. wie sicher das gewählte Reiseziel ist. Auch die Bewohner einer betroffenen Gegend in Deutschland können die Vogelgrippe-Verbreitungskarte nutzen, indem sie zum Beispiel nachschauen, wie lange die nach einem Vogelgrippefund ausgewiesenen Sperr- und Beobachtungsgebiete in ihrer Umgebung noch gültig sind. Lesen Sie hier weitere, ausführliche Informationen über Vorsichtsmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten von Vogelgrippe und Influenza.
Quelle: Emerging Infectious Diseases (September 2007) Band 13, Nr. 9. Volltext der Studie