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Lungenärzte fordern Raucherentwöhnung auf Kassenkosten

Die Tabakabhängigkeit ist eine Suchterkrankung. Daher sollten die Krankenkassen die Kosten für eine Nikotinentwöhnung übernehmen. Das fordern die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) gemeinsam mit fünf weiteren medizinischen Fachgesellschaften bzw. -Verbänden.

Nikotinabhängigkeit sollte endlich als Suchterkrankung anerkannt werden, mit der Konsequenz, dass die Kosten für die Diagnose und Therapie dieser Krankheit – insbesondere für die Tabakentwöhnung bei Nikotinabhängigen - von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstattet werden. Das fordern die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) gemeinsam mit fünf weiteren medizinischen Fachgesellschaften bzw. -Verbänden (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, Deutsche Herzstiftung, Deutsches Krebsforschungszentrum, Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung). „Die Tabakabhängigkeit ist als eine Erkrankung anzusehen, die der Alkohol- und Drogenabhängigkeit gleichzustellen ist“, betont Dr. Thomas Hering, Stellvertretender Vorsitzender des BdP und Mitinitiator eines offenen Briefes an Gesundheitsminister Bahr, in dem diese Forderungen im Einzelnen formuliert und näher erläutert werden.

Rauchen darf nicht als Lifestyle verharmlost werden

Die Krankenkassen beriefen sich bisher darauf, nicht für so genannte Lifestyle-Therapien aufkommen zu müssen. „Rauchen ist aber eine ernst zu nehmende, krankhafte Abhängigkeit und darf insofern nicht als Lifestyle verharmlost werden“, kritisiert Hering. „Damit würde man Medikamente zur Raucherentwöhnung, deren Wirksamkeit und Kosteneffizienz wissenschaftlich erwiesen sind, mit tatsächlichen Lifestyle-Tabletten - wie sie zum Beispiel zur Anreizung und Steigerung der sexuellen Potenz oder zur Verbesserung des Haarwuchses angeboten werden - in einen Topf werfen!“

Entwöhnungswillige Raucher sind bislang die Leidtragenden hierzulande

In anderen Ländern - wie Großbritannien, Schweden und Finnland – werden Therapien zur Raucherentwöhnung längst von den Krankenversicherungen bezahlt. Schließlich stellt Rauchen den gewichtigsten, vermeidbaren Risikofaktor für über 40 chronische Erkrankungen - vor allem Lungenkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs - dar. „In Deutschland allerdings sind entwöhnungswillige Raucher, die auf eine von den Kassen bezahlte Therapie warten, weiterhin die Leidtragenden“, moniert Hering. „Einen Raucher, der bisher eine Schachtel pro Tag geraucht hat, kostet die Arzneimittelbehandlung zur Tabakentwöhnung etwa vier Euro. Das ist zwar preiswerter als eine Packung Zigaretten. Andererseits glauben viele Raucher, dass die verfügbaren Präparate zur Nikotinentwöhnung ja nicht besonders wirksam sein können, wenn die Kassen nicht bereit sind, sie zu erstatten. Daher gehen sie dann doch lieber weiterhin zum Zigarettenautomaten – das ist ein Teufelskreis!“

Großteil der tabakbedingten Folgeerkrankungen könnte vermieden werden

Zweifellos kommen bei der Erstattung der Raucherentwöhnung von nikotinabhängigen Rauchern auf die Kassen neue Kosten zu – und zwar ungefähr eine Million Euro am Tag, nur für Medikamente. Insgesamt würden die Kassen aber Geld sparen, weil dadurch ein Großteil der tabakbedingten Folgeerkrankungen und Todesfälle hierzulande, deren Behandlung rund 21 Milliarden Euro pro Jahr kostet, vermieden werden könnte. „Ausstiegsbereite Raucher und Raucherinnen sollen daher wirksame Hilfen zur Tabakentwöhnung angeboten werden – insbesondere verhaltenstherapeutische Maßnahmen, gegebenenfalls in Kombination mit geeigneten, unterstützenden Nikotineratzmitteln oder anderen Medikamenten“, schreiben die Experten und Mitstreiter der Initiative in Ihrem Brief an Bahr.

Tatsächlich hat der Gemeinsame Bundesausschuss vor kurzem (am 16.2.) erstmals und endlich beschlossen, bisherige Empfehlungen schrittweise in geltende Richtlinien zu überführen. „Damit ist nun zu hoffen, dass entwöhnungswillige Raucher künftig auch Medikamente bezahlt bekommen, die ihnen helfen, von ihrer Abhängigkeit loszukommen“, meint Hering.