Aktuellen Untersuchungen zufolge ist in Deutschland jeder Dritte – und das gilt für Erwachsene wie für Kinder – zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit Passivrauch ausgesetzt. Die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne fordern deshalb ein konsequentes Rauchverbot an allen Arbeitsplätzen einschließlich der Gastronomie zum Gesundheitsschutz der dort Beschäftigten und Verkehrenden. „Wir müssen uns damit bewusst vom Kurs der der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten abkehren, die international anerkannte Präventionsprinzipien in Sachen Nichtraucherschutz missachtet und sogar verneint, was sie präventionsmedizinisch gesehen zu - gottlob einsamen - Geisterfahrern macht.“, betont Prof. Dr. Dennis Nowak, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in München. „Die von dieser Berufsgenossenschaft in Frage gestellte Erforderlichkeit eines kompletten Rauchverbots innerhalb der Gastronomie nimmt die Gesundheitsbeeinträchtigung oder auch den Tod anderer in Kauf und ist damit grundsätzlich nicht akzeptabel. Auch ist es geradezu absurd, die Beschäftigten in der Gastronomie von den in der Arbeitsstättenverordnung festgelegten Schutzmaßnahmen ausnehmen zu wollen, wo doch genau diese Gruppe besonders gefährdet ist. In der chemischen Industrie wäre das undenkbar – undenkbar - da ist man der Gastronomie und ihrer Berufsgenossenschaft Jahrzehnte voraus. Schließlich handelt es sich bei Tabakrauch eindeutig um eine karzinogene Exposition.“
Passivrauch schädigt nachweislich die GesundheitDie Einführung eines konsequenten Rauchverbots in der Gastronomie hat in vielen europäischen Ländern nicht nur die Luftqualität verbessert, sondern auch den Gesundheitszustand der dort Beschäftigten. „Die Lungenfunktionswerte der Gastronomiearbeiter haben sich seit Einführung der Rauchfreiheit verbessert, auch Schleimhautreizungen und Husten sind seither rückläufig“, erläutert Nowak. „In Schottland hat die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen einer Herzkranzgefäßverkalkung seit dem Rauchverbot um 17 Prozent abgenommen – im Vergleich zu nur 4 Prozent in England im gleichen Zeitraum, als es dort noch keine solche Gesetzgebung gab. Passivrauch stellt weltweit die drittwichtigste, vermeidbare Todesursache dar und ist nachweislich verantwortlich für Herz- und Gefäßkrankheiten, Lungenkrebs, chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD), Asthma, Brustkrebs - bei Kindern auch für Mittelohrentzündungen und plötzlichen Kindstod. In Deutschland verursacht Passivrauchen zusätzlich etwa 2100 bis 2500 Herzkreislauferkrankungen und 280 Lungenkrebsfälle pro Jahr. Außerdem steigert es das Risiko für die chronisch (obstruktive) Bronchitis (COPD) und Asthma um das 1,25- bzw. 1,45-Fache. Während die Tabakrauchbelastung im häuslichen Umfeld schwer beeinflussbar ist, zeigen aktuelle Studien, dass sich passivrauchbedingte Krankheiten und Todesfälle durch ein öffentliches Rauchverbot deutlich verringern lassen.“
Filter, Lüftungen und ähnliche Ausweichlösungen schützen nichtLüftungssysteme oder Filteranlagen sind für den Nichtraucherschutz wirkungslos. „Solche Ausweichlösungen können der nicht rauchenden Bevölkerung, die sich mit zwei Dritteln in der Mehrheit befindet, keinen Schutz vor den Gefahren des Tabakrauchens bieten, weil sie ineffektiv sind und nicht die Qualität rauchfreier Luft herstellen können“, erklärt Nowak. „Um eine hundert Prozent rauchfreie Gastronomie und damit die Umsetzung der Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO für den Nichtraucherschutz zu erreichen, fordern wir Lungenärzte daher die Beibehaltung und konsequente Befolgung eines gesetzlich verankerten Rauchverbots an allen Arbeitsstätten ohne jede Ausnahme.“