In vielen Hallenbädern wird zur Desinfektion des Wassers Chlor eingesetzt. Dieses reagiert mit Speichel, Schweiß und Urin der Schwimmer und ergibt dann eine chemische Verbindung namens Chloramin, welche die Atemwege reizen kann. Insbesondere Bademeister und Schwimmlehrer, die den ganzen Tag über die chlorhaltige Luft im Hallenbad ausgesetzt sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, Atemwegsbeschwerden und -Erkrankungen zu entwickeln. Das berichten niederländische Wissenschaftler um José Jacobs von der Universität Utrecht in der Fachzeitschrift European Respiratory Journal.
Für ihre Untersuchung maßen die Forscher die Chloramin-Konzentration in 32 Schwimmbädern und werteten über 600 Fragebögen der dort Angestellten aus. Hallenbad-Angestellte, die nicht direkt am Becken eingesetzt werden, sondern zum Beispiel im Eingangsbereich oder im Schwimmbadrestaurant tätig sind, zeigten nicht mehr Atemwegsbeschwerden als der Durchschnitt der Bevölkerung. Im Gegensatz dazu litten Schwimmlehrer zweieinhalb Mal häufiger an Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Wer ständig am Schwimmbecken Dienst tut, hatte sieben Mal häufiger Atemprobleme beim Gehen (Atemnot bzw. Dyspnoe bei körperlicher Belastung) und drei Mal so häufig Anzeichen einer chronischen Erkältung. Generell traten Atemwegsbeschwerden umso häufiger auf, je länger und je stärker die Studienteilnehmer der Chlorluft ausgesetzt waren, wobei sich vor allem das Risiko für asthmatische Beschwerden erhöhte. Für die Badegäste hingegen – davon gehen die Wissenschaftler aus - sollte kein erhöhtes Gesundheitsrisiko bestehen, da sie sich weniger lang und seltener im Schwimmbad aufhalten. Andererseits seien Bademeister und Schwimmlehrer in der Regel kerngesund - ganz im Gegensatz zu manchen Badegästen wie Kinder und Ältere, die weniger widerstandsfähig sind, sich aber auch recht oft im Becken tummeln, so dass als nächstes deren Risiko ebenfalls detailliert analysiert werden sollte.
Quelle: European Respiratory Journal (2006), Online-Veröffentlichung vor dem Druck am 15.11.2006 (doi:10.1183/09031936.00024706)
Zusammenfassung (abstract)