Langstreckenflüge können bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen zu schweren Komplikationen führen. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung e.V. in Hannover. „Der im Flugzeug erniedrigte Sauerstoffgehalt kann für solche Patienten durchaus lebensbedrohlich sein“, bestätigt der Lungenfacharzt und Vorsitzende der Deutschen Lungenstiftung, Prof. Harald Morr, der die Pneumologische Klinik Waldhof in Elgershausen (Greifenstein) leitet. „Bei einem Transatlantik-Flug wird die Luft in der Flugzeugkabine zum Beispiel auf eine Höhe von etwa 2500 Meter eingestellt und damit sehr viel dünner. Dadurch verringert sich der Sauerstoffgehalt in der Lunge um bis zu 30 %! Patienten mit Atemwegskrankheiten müssen daher mit Atemnot und einem erheblichem Sauerstoffmangel während eines solchen Fluges rechnen.“
Versorgung von Gehirn und Herz gefährlich eingeschränkt
Durch den Sauerstoffmangel kann die Sauerstoffversorgung von Gehirn und Herz gefährlich eingeschränkt werden. „Die Sauerstoffaufnahme aus den Lungenbläschen ins Blut ist insbesondere auf Langstreckenflügen erschwert, mit entsprechenden Konsequenzen für den Kreislauf“, erläutert Morr. „Es kommt zu einem Anstieg der Herzfrequenz. Gleichzeitig entsteht ein Hochdruck im Lungenkreislauf, wodurch die Belastung besonders für die rechte Herzhälfte erheblich größer wird. Wenn bei älteren Patienten zusätzlich noch eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vorliegt, kann es infolge der Mangelzustände auch zu bleibenden Schäden kommen.“
Tipps für die Planung von Flugreisen
Grundsätzlich sollten Patienten mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen oder Herzkreislaufbeschwerden, Blutarmut (Anämie) oder grünem Star als Erstes ihren Arzt befragen, ob gesundheitliche Bedenken gegen das Fliegen bestehen. „So würde ich Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), die keine 80 Meter ohne fremde Hilfe gehen und keine zwölf Stufen beschwerdefrei steigen können, von Flugreisen generell abraten“, erklärt Morr. „In dringenden Fällen sollte man den medizinischen Dienst der Fluggesellschaft bitten, eine zusätzliche Sauerstoffversorgung für den Patienten an Bord bereitzustellen. Darüber hinaus ist allen Passagieren zu empfehlen, bequeme Kleidung bzw. bei Thromboseneigung Kompressionsstrümpfe zu tragen und sich auf dem Flug möglichst viel zu bewegen. Außerdem sollten die Fahrgäste viel trinken, um ihren Flüssigkeitsverlust durch die sehr trockene Luft wieder auszugleichen. Dazu geeignet sind Wasser und Säfte - abzuraten ist hingegen von Kaffee, schwarzem Tee und Alkohol, weil diese die Wasserausscheidung und damit den Flüssigkeitsverlust sogar noch vorantreiben.“