Jeder dritte Patient mit Heuschnupfen (allergischer Rhinitis oder Pollenallergie) entwickelt mit der Zeit zusätzlich asthmatische Beschwerden. Denn häufig weitet sich die allergische Reaktionsbereitschaft von der Nasen- auf die Bronchialschleimhaut aus, was auch als „Etagenwechsel“ bezeichnet wird. Die „World Health Organization“ (WHO) und „ARIA-Initiative“ (Allergic Rhinitis and its impact on Asthma) betonen deshalb, dass es sich beim Heuschnupfen um keine Bagatellerkrankung, sondern eine ernstzunehmende, chronische Krankheit ("major chronic respiratory disease") handelt, die konsequent behandelt werden sollte. Sehr gute Behandlungserfolge bei allergischer Rhinitis und allergischem Asthma werden mit der spezifischen Immuntherapie (SIT) erzielt, bei der das verantwortliche in langsam ansteigenden Dosen regelmäßig unter die Haut (subkutan) injiziert wird. Dadurch wird mit der Zeit eine zunehmende Toleranz des Immunsystems gegenüber dem betreffenden Allergen aufgebaut. So liegen die Erfolgsquoten der subkutanen SIT für Pollenallergie bei bis zu 90 Prozent. Die Beschwerden können deutlich und dauerhaft gelindert werden, so dass die Patienten weniger antiallergische Medikamente benötigen. In einigen Fällen bildet sich die allergische Reaktionsbereitschaft des Immunsystems sogar vollständig zurück - der Patient ist dann von seiner Allergie geheilt. Aber auch zur Vorbeugung eines Etagenwechsels ist die spezifische Immuntherapie gut geeignet. So kann die SIT langfristig bei etwa jedem zweiten, an Heuschnupfen erkrankten Kind die Entwicklung eines Asthma bronchiale verhindern, berichtete der dänische Wissenschaftler Lars Jacobsen kürzlich auf dem Jahreskongress der „European Academy of Allergology and Clinical Immunology“ (EAACI) in Wien, während er dem Fachpublikum die über zehn Jahre gesammelten Daten seiner Arbeitsgruppe präsentierte.
In der so genannten „Preventive Allergy Treatment“(PAT)-Studie, an der sich Kliniken aus Dänemark, Finnland, Schweden, Österreich und Deutschland beteiligt haben, waren Kinder mit Heuschnupfen (aufgrund von Gräser- und/oder Birkenpollen) entweder rein symptomatisch behandelt worden oder ursächlich mit einer dreijährigen subkutanen SIT. Asthma galt in beiden Gruppen zu Beginn der Studie als Ausschlusskriterium. Nach zehn Jahren waren 24 von 53 Kindern - also 45 Prozent - aus der Kontrollgruppe zusätzlich an Asthma erkrankt. In der SIT-Gruppe entwickelten hingegen nur 16 von 64 Kindern (25
Prozent) Asthma. „Somit kann eine dreijährige SIT langfristig bei mindestens jedem zweiten Kind, das unter Heuschnupfen leidet, eine asthmatische Erkrankung verhindern", resumiert Jacobsen. „Die spezifische Immuntherapie ist nicht nur die bisher einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit für Allergien – jetzt wissen wir, dass diese Therapie auch langfristig vor Asthma schützen kann.“
Quelle: Allergie Kongress Digitale Pressemappe