Bisher versuchen Asthma-Patienten und ihre Ärzte das Risiko für mögliche Asthma-Anfälle besser absehen zu können, indem sie regelmäßig das Auftreten asthmatischer Beschwerden - wie pfeifender oder brummender Atemgeräusche (Giemen) oder Engegefühl in der Brust - registrieren und ihre Lungenfunktion messen. Denn Veränderungen in diesen Messwerten können anzeigen, dass sich die Atemwege zunehmend entzünden und verengen. Jetzt kommt eine Untersuchung, die von Helen Petsky vom Royal Children’s Hospital im australischen Queensland geleitet und in der medizinischen Fachzeitschrift The Cochrane Library of the Cochrane Collaboration publiziert wurde, zu dem Ergebnis, dass ein zusätzlicher, so genannter Sputum-Test bei erwachsenen Patienten die Häufigkeit und Intensität von Asthma-Anfällen senken könnte. Dabei wird der aus den Bronchien abhustete Schleim der Patienten auf das Auftreten bestimmter Entzündungszellen hin untersucht. In diese Studie sind die Daten aus drei verschiedenen Untersuchungen, die zwischen 2002 und 2006 durchgeführt wurden, von insgesamt 221 erwachsenen Patienten aus Tschechien, England, Kanada und Brasilien eingeflossen und ausgewertet worden. Dabei zeichnete sich ab, dass Patienten, deren Sputum regelmäßig getestet wurde, deutlich weniger zu Asthma-Anfällen neigten. Das heißt sie erlebten seltener Anfälle und - falls doch - dann erst nach einer längeren anfallsfreien Phase als Patienten, die sich nur auf das Registrieren ihrer Beschwerden und Lungenfunktionsmesswerte stützten.
Einem Asthma-Anfall geht eine Verengung der Bronchien voraus, die bei Asthmatikern mit der Bildung von zwei verschiedenen Arten von weißen Blutzellen einhergeht: der so genannten Eosinophilen und Neutrophilen, die Entzündungsprozesse anzeigen. Diese Zellen lassen sich im Sputum nachweisen, wobei insbesondere ein Anstieg der Eosinophilen auf eine starke Entzündung in den Atemwegen hinweist. „Daher sollten erwachsene Patienten, die unter häufigen und schweren Asthma-Anfällen leiden, davon profitieren, wenn sie diese Entzündungsmarker in ihrem Sputum regelmäßig überprüfen lassen“, erklärt Petsy. So sollte der Sputum-Test möglicherweise auch den Bedarf an Steroid-Medikamenten, die gegen die Entzündung eingesetzt werden, einschränken können. Allerdings wurden in der aktuellen Untersuchung keine erheblichen Unterschiede im Medikamentenverbrauch zwischen Sputum- und Kontrollgruppe festgestellt. Ein weiterer, kritisierter Mangel der Studie bestehe auch darin, dass sie keine Daten von Kindern mit einbezieht, zumal Sputum-Proben gerade von Kleinkindern sehr schwer aufzutreiben sind. Überhaupt hätten die Autoren zu wenig betont, wie schwierig es sei, Sputum-Proben zu organisieren, kritisiert Miles Weinberger, Direktor der Abteilung Allergien und Atemwegserkrankungen von der „University of Iowa“. Er bezeichnet den Sputum-Test insgesamt als ein nicht zufrieden stellendes Werkzeug für eine gute Asthma-Kontrolle. So würden Asthmatiker nur während eines Asthma-Anfalls genügend Sputum abhusten, während die Patienten unter normalen Umständen erst einmal Salz inhalieren müssten, um die Bildung von Sputum zu forcieren. „Sputum-Untersuchungen sind also unbequem, Zeit raubend und erfordern spezielle Laboreinrichtungen, so dass ich mir nur schwer vorstellen kann, wie sie zu einer Praxis-Routine werden sollten“, so Weinberger. Darüber hinaus könne die Provokation von Sputum bei Asthmatikern auch zu gefährlichen Bronchospasmen mit Engegefühl in der Brust, Husten und Schwierigkeiten beim Atmen führen. Insofern schätzt Weinberger die bisherigen Methoden zur Asthma-Kontrolle – also ein sorgfältiges Registrieren der asthmatischen Beschwerden und Lungenfunktionswerte - als gut genug und dabei besser praktizierbar ein als die Durchführung zusätzlicher Sputum-Analysen.
Quelle: The Cochrane Library of the Cochrane Collaboration (2007), Ausgabe 2 vom 18 April.
Zusammenfassung (abstract)