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Lachen kann Patienten mit Lungenüberblähung helfen

Über bestimmte Muskeln, die beim Lachvorgang angespannt werden, wird alte, verbrauchte Luft aus den Lungen ausgestoßen, was die Atemnot von Patienten mit schwerer Raucherbronchitis (COPD) zumindest vorübergehend lindern kann. Darauf weisen die Lungenärzte der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (MDGP) in Sonneberg hin.

Lachen kann zumindest kurzfristig die Lungenüberblähung (Emphysem) von Patienten mit schwerer COPD verringern. Darauf weisen die Lungenärzte der Mitteldeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (MDGP) in Sonneberg unter Berufung auf eine Untersuchung von Schweizer Forschern der Universitäten Basel und Zürich hin, die in der Fachzeitschrift International Journal of Chronical Obstructive Pulmonary Disease (2008, Band 3/1, Seite 185-192) veröffentlicht wurde. „Lachen hat offenbar einen nicht unbedeutenden mechanischen Einfluss auf die Lunge“, erläutert Dr. med. Wolfgang Schütte, Präsident der MDGP und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Martha-Maria Halle-Dölau. „Da es beim Lachvorgang über die Aktivierung verschiedener Muskeln zu einer Art Massage des Zwerchfells kommt, kann Lachen die Lungen von alter, verbrauchter Luft vorübergehend befreien. Unter anderem kommt es beim Lachen zu schnell aufeinander folgenden Kontraktionen des Zwerchfells, die den Druck innerhalb des Brustkorbs erhöhen und so zu einer Kompression der unteren Atemwege und einem dort gesteigerten Luftausstoß führen. So kann sich sogar bei Patienten mit sehr schwerer COPD der Luftfluss aus den überdehnten Lungenbläschen verbessern, was ihre Atemnot verringert. Außerdem hat Lachen gerade für COPD-Patienten, von denen bis zu 60 Prozent unter einer Depression leiden, natürlich auch einen bedeutenden, psychischen Effekt, da es fröhlicher stimmt und insofern den Erfolg einer Behandlung unterstützen kann. So konnten in der Schweizer Untersuchung insbesondere diejenigen Studienteilnehmer, deren Stimmung durch das Lachen merklich aufgehellt wurde, auch ihre Lungenfunktion deutlich verbessern.“

Die Schweizer Wissenschaftler hatten untersucht, wie sich die Gelächter provozierenden Interaktionen eines Klinik-Clowns auf die Lungenfunktion von 19 Patienten, die unter schwerer COPD litten, und 10 Gesunden (im Alter zwischen 20-80 Jahren) auswirkten. Dazu wurde die Lungenfunktion kurz vor und dann wiederholt bis zu 24 Stunden nach einer 20- bis 60-minütigen Clown-Vorstellung im Plethysmographen gemessen (und zwar innerhalb von drei Minuten direkt nach der Lachsitzung sowie erneut nach 2, 6 und 24 Stunden). Das Ergebnis: Lachen verringerte das Lungenvolumen bei den Patienten mit schwerer und sehr schwerer COPD, nicht aber bei den gesunden Studienteilnehmern. Allerdings war dieser Effekt durch das Lachen recht vergänglich und hielt nicht länger als zwei Stunden an. Die Reduktion der Lungenvolumina war in allen Fällen auf eine Verringerung des so genannten Residualvolumens in der Lunge der Betroffenen zurückzuführen. Dieser Luftanteil wird bei der normalen Atmung nicht angetastet, sondern verbleibt als Restluft auch nach dem Ausatmen in der Lunge.

„Das Lachen sollte allerdings nicht zu intensiv oder heftig werden“, warnt Schütte. „Bei intensivem Gelächter wird nämlich wiederholt und tief nach Luft geschnappt, so dass sich die Aufnahme von Sauerstoff erhöht, der (in Form von Kohlendioxid) dann wieder abgeatmet werden muss. Bei COPD-Patienten, deren Ausatmung erschwert ist, kann das die Atemfrequenz auf Kosten der Zeit zum Ausatmen erhöhen und dadurch die dynamische Überblähung tatsächlich vorantreiben anstatt sie abzubauen. Ein anderes Problem besteht auch für Patienten mit bronchialer Überempfindlichkeit, da Lachen bei ihnen Asthmaanfälle auslösen kann.“

Sollten die gemachten Beobachtungen der Schweizer Forscher der geplanten Überprüfung im Rahmen einer größeren Studie Stand halten, ließe sich ihrer Ansicht nach eine spezielle Atemtechnik in Anlehnung an den Lachvorgang entwickeln, die in Fällen von Atemnot die so genannte Lippenbremse effektiv ergänzen könnte und dabei weder zusätzliche Kosten noch medikamentöse Nebenwirkungen verursachen würde. „Auch dürfte eine solche Technik durch die Kombination mit Lachen - also Kopplung mit einer durchaus angenehmen Emotion - den Patienten wahrscheinlich mehr Spaß machen als eine reine Atemtechnik“, meint Schütte.