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Kritische Phase bei Lungenpatienten kann bis zu acht Wochen dauern

Wer als COPD-Patient eine so genannte Exazerbation erleidet, muss insbesondere in den darauffolgenden drei bis acht Wochen mit einer weiteren Verschlechterung rechnen. In dieser Zeit ist es daher ratsam, unbedingt alle Therapiemaßnahmen zu befolgen - vor allem die Bronchialtoilette. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin.

Von Patienten mit chronischer Raucherbronchitis (COPD) besonders gefürchtet sind so genannte Exazerbationen, die mit einer ernsten bis lebensbedrohlichen Verschlimmerung der Beschwerden – also verstärkter Atemnot und zunehmendem Schleimhusten – einhergehen und oft eine Behandlung im Krankenhaus notwendig machen. Allerdings kommt eine Exazerbation selten allein und die Gefahr, dass weitere folgen, ist in den ersten acht Wochen nach der erfolgten Exazerbation am größten. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf aktuelle Studienergebnisse aus den USA (siehe American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2009, Band 179, Seite 369-374). „Bisher dachte man, dass das Auftreten solcher Exazerbationen eher dem Zufall überlassen und daher nicht vorhersagbar ist“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Sicherlich sind die meisten Exazerbationen Infekt bedingt und stellen sich daher vor allem im Winterhalbjahr ein, wenn die meisten Erkältungs- und Grippeviren kursieren. Die aktuelle Untersuchung zeigt aber auf, dass etwa jeder zweite COPD-Patient innerhalb von acht Wochen nach einer ersten Exazerbation noch eine zweite Verschlechterung erleidet. Dabei mögen die ersten zwei Wochen nach einer Exazerbation noch weniger kritisch sein, ab der dritten bis zum Ende der achten Woche steigt das Risiko dann allerdings stark an. Daher sollten COPD-Patienten in dieser Phase ärztlich besonders gut beobachtet werden.“

Fortschreiten der Erkrankung beschleunigtJede Exazerbation beschleunigt das Fortschreiten einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), die nicht heilbar ist, und hat somit eine generelle, unumkehrbare Verschlechterung des Krankheitsbildes zur Folge. „Das macht sich vor allem durch einen zunehmenden Lungenfunktionsverlust bemerkbar“, erklärt Köhler. „Atemnot droht dann bei den Betroffenen nicht nur bei körperlicher Anstrengung aufzutreten, sondern auch schon in Ruhestellung, was eine Langzeitsauerstofftherapie erforderlich macht. Daher ist es sehr wichtig, jede Exazerbation womöglich zu vermeiden. Warum es zu gehäuften Exazerbationen kommt, weiß man noch nicht genau. Vermutlich können die bakteriellen oder viralen Erreger nach einer Infektion bei COPD-Patienten nicht mehr vollständig aus der erkrankten Lunge entfernt werden und fachen so die zugrunde liegenden Entzündungsprozesse zusätzlich an, was weitere Exazerbationen wahrscheinlicher macht. Darauf müssen die Patienten und wir Ärzte - insbesondere in der kritischen Phase von drei bis acht Wochen nach einer Exazerbation - gefasst sein. In dieser kritischen Zeit ist es besonders wichtig, dass der Patient mit den Ärzten und Pflegern kooperiert und alle Therapiemaßnahmen so gut wie möglich befolgt. Dazu gehört zum Beispiel die Bronchialtoilette, also das regelmäßige aktive Abhusten, bei dem wir den Patienten auch Unterstützung anbieten können. Diese Maßnahme ist besonders wichtig, um weitere Exazerbationen zu verhindern“, betont Köhler.