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Krankenkassen sollten Medikamente zur Rauchentwöhnung erstatten

Eine medikamentös unterstützte Raucherentwöhnung ist die wirksamste und kosteneffektivste Maßnahme, um das Voranschreiten einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zu stoppen und damit - auch kurzfristig - weitere Kosten zu sparen. Deshalb wäre es anch Ansicht der Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) nicht nur wünschenswert, wenn die Krankenkassen die Kosten für die Medikamente übernehmen. Es würde sich indes auch für sie rechnen!

Medikamente zur Raucherentwöhnung können nachweislich die Erfolgsquote beim Verzicht auf das Rauchen verdoppeln bis vervierfachen, außerdem einige Lebensjahre der Patienten retten - und sie sind auch gesundheitsökonomisch sinnvoll: Daher sollten ihre Kosten von den Krankenkassen erstattet werden. Das fordern die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Zumal die Krankenkassen einen erheblichen Betrag über den Lebenszyklus eines Rauchers mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sparen könnten, wenn sie ihm eine medikamentös unterstützte Rauchentwöhnung anbieten würden“, erklärt Prof. Dr. Stefan Andreas, Leiter der Arbeitsgruppe Tabakprävention bei der DGP und Chefarzt an der Lungenfachklinik Immenhausen.

Pro COPD-Patient 1.338 Euro Ersparnis für die Krankenkassen

Den genauen Wert der Ersparnis für die Kassen hat eine Studie der Universität Duisburg-Essen ermittelt, in der analysiert wurde, wie hoch die für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) anfallenden Lebenszeitkosten chronisch kranker Raucher sind, die ein verschreibungspflichtiges Medikament zur Rauchentwöhnung erhalten. „Berechnungsgrundlage waren die in den Zulassungsstudien des Medikaments ermittelten Abstinenzraten nach 12 Monaten“, berichtet Andreas. „Demnach liegt die langfristige Erfolgsquote der medikamentösen Rauchentwöhnung bei etwa einem Drittel, gegenüber nur 15 Prozent bei Plazebo. In Bezug auf die COPD ergibt sich dann folgendes Ergebnis aus der Analyse: Bei medikamentöser Rauchentwöhnung verursacht ein Patient restliche Lebenszeitkosten von 23.646 Euro. Bei einer Entwöhnung mit Plazebo fallen hingegen 24.984 Euro an - die GKV spart somit 1.338 Euro pro Patient. Die Tabakentwöhnung ist damit die einzige Therapie der COPD, die Kosten spart. Alle anderen Therapieansätze sind mit z.T. erheblichen Kosten verbunden.“

Bisher gelten Medikamente zur Raucherentwöhnung als Livestile-Präparate

An COPD leiden in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen, im Jahr 2020 wird diese Erkrankung bereits die dritthäufigste Todesursache darstellen. „In 80 Prozent der Fälle ist das Rauchen ursächlich“, betont Andreas. „Krankenkassen übernehmen aktuell zwar einen Teil der Kosten für Rauchentwöhnungskurse. Für medikamentöse Hilfen, die nachweislich die Erfolgsquote einer Rauchentwöhnung verdoppeln können, müssen Patienten bislang aber selbst aufkommen. Dabei ist eine Tabakentwöhnung gerade im Hinblick auf die COPD nicht nur die wirksamste, sondern auch kosteneffektivste Maßnahme, um das Voranschreiten der Erkrankung zu stoppen und damit - auch kurzfristig - weitere Kosten zu sparen. Insofern ist die aktuelle gesetzliche Regelung, dass Medikamente zur Rauchentwöhnung als Lifestyle-Präparate gelten - wie z.B. auch Präparate gegen Haarausfall - und deshalb aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen ausgeschlossen sind, schwer nachzuvollziehen. Selbst in England mit seinem sparsamen Gesundheitssystem und vielen anderen Europäischen Staaten werden Therapien zur Rauchentwöhnung ohne Einschränkungen erstattet."