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Kompletter Lungenlappen Gewebe schonend entfernt

Mit speziellen Methoden der so genannten videothorakoskopischen Schlüssellochchirurgie konnte bei einer Patientin in Thüringen ein von Krebs befallener Lungenlappen besonders Gewebe schonend beseitigt werden. Bisher mussten bei einer Lungen-Operation große Schnitte zwischen den Rippen vorgenommen oder sogar ganze Rippen entfernt werden.

In Deutschland erkranken jährlich etwa 40.000 Menschen an Lungenkrebs. Bei Männern stellt das Bronchialkarzinom die häufigste, Krebs bedingte Todesursache dar, bei Frauen steht der Lungenkrebs bereits auf Rang zwei. Anfang November haben Erfurter Spezialisten einer Krebspatientin – nach eigenen Angaben erstmals in Thüringen - einen kompletten Lungenlappen in einer möglichst Gewebe schonenden Operation entfernen können. Im Gegensatz zum klassischen Verfahren seien bei der so genannten videothorakoskopischen Methode keine großen Eingriffe im Brustraum erforderlich, erklärt André Nemat, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Helios Klinikum. Notwendig seien lediglich vier bis zu 1,5 Zentimeter kleine Hautschnitte. Dabei müsse am Ende des Eingriffs ein Schnitt auf vier Zentimeter erweitert werden, um den vom Tumor befallenen Lungenlappen herausziehen zu können. Dazu werde ein so genannter Bergebeutel in die Öffnung eingeführt. Durch drehende Bewegungen werde dieser Beutel dann mit dem kranken Gewebeteil herausgezogen. Dabei entweiche die Luft aus der Lunge, so dass sie dann nur noch ein dünner Schlauch sei.

Bisher mussten bei einer Lungen-Operation große Schnitte zwischen den Rippen vorgenommen oder sogar ganze Rippen entfernt werden, erläutert Nemat. Minimal-invasive Methoden der so genannten Schlüssellochchirurgie – also einer Operationsmethode mit winzigen Operations- und Übertragungsgeräten – würden aber nur ganz wenige Thoraxkliniken in Deutschland derzeit anbieten. Diese Methoden seien in den vergangenen Jahren vor allem in den USA technisch vervollkommnet worden. Vor allem Krebspatienten in höherem Alter oder mit anderen Erkrankungen, denen eine große Operation sonst nicht zugemutet werden könne, erhielten somit eine Chance auf Heilung. Die Patienten hätten weniger Schmerzen nach dem Eingriff, die Entzündungsgefahr werde gesenkt, und die Lungenfunktion werde schneller wiederhergestellt. Etwa einem Drittel der Patienten könne mit der Schlüssellochchirurgie geholfen werden. Demgegenüber würde bei den übrigen zwei Drittel der Krebspatienten der Tumor erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt werden.