Die Anzahl der Menschen, die auf Ambrosia (Traubenkraut, auch ragweed genannt) allergisch reagieren könnte sich bis 2050 mehr als verdoppeln – und zwar von 33 auf 77 Millionen. Zwei Drittel dieses Anstiegs soll auf den Klimawandel zurückzuführen sein, aufgrund dessen die Blühperiode von Ambrosia sich verlängern dürfte und viele Pflanzen generell mehr Pollen bilden dürften. Das geht aus einer Studie eines internationalen Forscherteams hervor, die von Wissenschaftlern der Universität Wien koordiniert wurde (siehe Environmental Health Perspectives, Online-Vorabveröffentlichung am 24.8.2016).
Das Forschungsteam untersuchte anhand Daten zur Verbreitung von Ambrosia-Pflanzen, Pflanzenproduktivität, Pollenproduktion und -ausbreitung die potenziellen Auswirkungen auf die Häufigkeit von Allergien in Europa. Es wurden Karten mit den geschätzten Ambrosia-Pollenzählungen während der Pollensaison erstellt und diese mit Daten über Wohnorte und das Ausmaß der Allergiebelastung in der Bevölkerung kombiniert.
Ambrosia ist eine Pflanze, die sich besonders rasch ausbreitet, ihre Pollen sind ein weitverbreitetes Allergen. Eine einzige Pflanze kann etwa eine Milliarde von Pollenkörnern pro Saison produzieren. „Die Ragweed-Pollenallergie wird zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit quer durch ganz Europa und breitet sich auch in Gegenden aus, wo dies derzeit noch selten der Fall ist. Das Problem wird sich in Ländern mit einem bereits existierenden Ragweed-Problem, wie in Ungarn und Kroatien, möglicherweise noch verstärken, aber auch in Deutschland, Polen und Frankreich“, fasst Michelle Epstein, Studienkoordinatorin von der Universitätsklinik für Dermatologie an der MedUni Wien, zusammen. Höhere Pollen-Konzentrationen und eine längere Ragweed-Pollensaison können auch den Schweregrad der Symptome verstärken. Die aktuellen Prognosen weisen darauf hin, dass die Ragweed-Saison in den meisten Teilen Europas von Mitte September bis Mitte Oktober andauern wird.
„Die jährliche, wirtschaftliche Belastung durch Allergie-Erkrankungen in der EU wird derzeit bereits auf 55 bis 151 Milliarden Euro geschätzt, eine immer höhere Pollenbelastung wird noch höhere Kosten verursachen“, berichtet Epstein. Das richtige Management der invasiven Ambrosia-Pflanze könnte die Anzahl der davon betroffenen Menschen auf etwa 52 Millionen senken, während ein Szenario mit einer sehr schnellen Pflanzeninvasion die Anzahl der betroffenen Menschen auf ungefähr 107 Millionen ansteigen ließe, so das Ergebnis der Studie. Die Kontrolle von Ragweed sei daher enorm wichtig für das öffentliche Gesundheitswesen und auch wesentlich als Anpassungsstrategie gegen die Auswirkungen des Klimawandels.
„Man muss aber auch betonen, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht auf Ragweed beschränken und dass eine ganze Reihe von anderen pollenproduzierenden Pflanzenarten möglicherweise auch davon betroffen ist. Unsere Methoden bieten einen Rahmen für andere Studien, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pollenallergie bei anderen Pflanzenarten untersuchen“, so Epstein.
Quelle: Universität Wien