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Kann Milch von glücklichen Kühen das Asthmarisiko senken?

Milch von Kühen und Schafen, die frisches Gras, Heu und Kräuter zu fressen bekommen, könnte einen gewissen Schutz vor Asthma darstellen - insbesondere für Kinder. Darauf weist eine Untersuchung von Wissenschaftlern an der Friedrich-Schiller-Universität Jena hin.

Bereits im Jahr 2003 hatte sich in einer niederländischen Untersuchung herausgestellt, dass Kinder, die Milch trinken, weniger oft an Asthma bronchiale erkranken als Kinder, die keine Milch trinken. Forscher um den Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Jahreis an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das sich schon seit Jahren mit Milchfetten beschäftigt, sind nun dieser Sache näher auf den Grund gegangen – sie hatten nämlich einen begründeten Verdacht: „Es gibt bestimmte Milchfettsäuren, die eine entzündungshemmende Wirkung bei Asthma haben“, erläutert Jahreis. „Dazu gehören bestimmte Formen von konjugierten Linolsäuren (englisch: „conjugated linoleic acid“, abgekürzt: CLA) - zum Beispiel die "cis-9, trans 11-CLA". Solche Linolsäuren kommen vermehrt in der Milch von Schafen und Kühen vor, die überwiegend Grünfutter gefressen haben. Das Futter muss aber frisch sein, denn nur in Gras, Heu und Kräutern kommen diejenigen Fettverbindungen in größerer Menge vor, die von Mikroorganismen im Pansen der Wiederkäuer in das „gute“ CLA (cis-9, trans11-CLA) umgebaut werden können. Aus Futtermitteln, die wenig Frischfutter enthalten, kann die erwünschte CLA-Form hingegen kaum gebildet werden."


Insofern könne nur die Milch von Schafen und Kühen, die frisches Grünfutter gefressen haben, das Risiko von Kindern für Asthma möglicherweise senken. Jahreis Doktorandin Anke Jaudszus und Kollegen haben daher den Zusammenhang zwischen einzelnen CLA-Verbindungen und Asthma genauer im Labor untersucht. Dabei interessierten sie sich vor allem dafür, wie sich bestimmte CLA-Verbindungen auf die Entzündungszellen von Asthmatikern (so genannte Eosinophile und bronchialen Epithelzellen) auswirken. Sie fanden heraus, dass das „gute“ CLA die Bildung eines Eiweißstoffes (namens „Eosinophiles kationisches Protein“, ECP) hemmt, der eine wichtige Rolle bei der Entzündungsentstehung spielt. Außerdem führt das „gute“ CLA zu einer Eindämmung anderer entzündungsfördernder Substanzen (so genannter Cytokine). Sehr viel schlechtere - teils sogar gegenteilige - Wirkungen haben dagegen andere Linolsäuren, die sich vom „guten“ CLA nur minimal – nämlich lediglich in der Anordnung ihrer Doppelbindungen - unterscheiden. Doch gerade diese kleinen, feinen Unterschiede scheinen ungemein viel auszumachen! Die Untersuchungsergebnisse der Jenaer Forscher, die in der Fachzeitschrift Biochimica Biophysica Acta veröffentlicht worden sind, sollen nun im Tierversuch und dann in klinischen Studien überprüft werden – vor allem um zu herauszufinden, ob sich manche asthmatischen Erkrankungen womöglich durch eine spezielle Ernährung vorbeugen lassen. Schätzungen zufolge sind etwa fünf Prozent der Erwachsenen sowie sieben bis zehn Prozent der Kinder unter zehn Jahren von Asthma bronchiale betroffen. Asthma ist damit die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Betroffene leiden unter einer entzündlichen Verkrampfung der Bronchialmuskulatur mit anfallsartiger Atemnot, vermehrter Schleimbildung und Hustenreiz.

Quelle:
Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Molecular and Cell Biology of Lipids (15 December 2005), Band 1737 (2-3), Seite 111-118
Zusammenfassung (abstract)