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Kann Duschen denn gefährlich sein?

Wer sich unter die Dusche stellt, sollte möglichst nicht das erste Wasser aus dem Brausekopf einatmen. Lieber die Dusche zuvor ein paar Minuten laufen lassen, denn Duschköpfe sind wahre Brutstätten für Bakterien. Das berichten US-Forscher von der Universität Colorado in Boulder.

Bakterien lieben Duschköpfe: In der warmen, dunklen und feuchten Umgebung im Inneren der Brausen können sich so genannte Biofilme bilden, in denen sich Bakterien konzentrieren. Das berichten Wissenschaftler um Norman Pace von der Universität Colorado in Boulder (USA) in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS, Online-Vorabveröffentlichung am 14.9.2009). Von 45 Duschköpfen, die in Privathäusern und öffentlichen Einrichtungen in neun großen, amerikanischen Städten untersuchten worden sind, enthielten 30 Prozent deutliche Mengen des Erregers Mycobacterium avium. Dieser Erreger ist zwar nicht-tuberkulös, war aber in den betroffenen Duschköpfen in einer bis zu hundertmal höheren Konzentration enthalten als im Duschwasser. Selbst wenn dies für gesunde keine Gefahr bedeute, könnten diese Keime bei Menschen mit schwachem Immunsystem durchaus Lungenerkrankungen verursachen, wenn sie in Form feinster Tröpfchen (Aerosole) eingeatmet werden.

Ist Duschen nun gefährlich? „Sicherlich nicht, wenn Ihr Immunsystem nicht auf irgendeine Art und Weise geschwächt ist“, meint Pace. „Aber es ist wie bei allen Dingen - es beinhaltet ein gewisses Risiko.“ Pace warnt daher davor, den ersten Wasserschwall aus der Dusche direkt aufs Gesicht zu richten: „Man bekommt wahrscheinlich eine besonders große Ladung Mycobacterium avium ab, die nicht allzu gesund sein dürfte.“ Vor allem in Hotels sollte man die Dusche lieber zwei Minuten vorher laufen lassen, das verringert auch die Gefahr einer Infektion mit Legionellen, die sich gerne in selten benutzten Wasserrohrsystemen ansiedeln.
Zudem empfiehlt Pace Duschköpfe aus Metall anstelle von Plastik, weil Bakterien dieses Material weniger stark besiedeln dürften. Schließlich sei es nicht so leicht, Bakterien, die sich bereits eingenistet haben, erfolgreich zu bekämpfen. So hatten die Forscher in Denver den Effekt untersucht, wie gut sich ein mit dem Mycobacterium gordonae befallener Duschkopf mithilfe eines chlorhaltigen Putzmittels reinigen lasse. Tatsächlich zeigten Tests einige Monate später, dass die Reinigungsmaßnahme sogar zu einer dreifach erhöhten Bakterienmenge geführt habe! Das deute darauf hin, dass die Keime eine Unempfindlichkeit (Resistenz) gegen Chlor entwickelt hatten und somit mit diesem Mittel nicht mehr angreifbar waren.