Bei schwerer Raucherbronchitis (COPD) kommt es zu einer Abnahme eines speziellen Eiweißstoffes (NRF2), der die Lunge normalerweise vor entzündungsbedingten Schädigungen schützen kann. Das haben britische Forscher von der Hopkins School of Medicine in Baltimore herausgefunden, als sie Gewebeproben aus den Lungen von aktiven und ehemaligen Rauchern mit oder ohne COPD untersuchten. In den Gewebsproben von COPD-Patienten waren auch deutlich weniger Antioxidantien, die auf das Protein NRF2 angewiesen sind, zu finden, die normalerweise den mit Entzündungen verbundenen oxidativen Stress abfangen könnten. Dieser Mangel scheint mit einem weiteren Eiweißstoff namens DJ-1 zusammenzuhängen, der bei COPD-Patienten ebenfalls vermindert ist und eigentlich die Aufgabe hat, das Protein NRF2 zu stabilisieren und seinen Abbau zu verhindern.
In Laborversuchen stellten die Forscher nun fest, dass ein bestimmter Inhaltsstoff im Brokkoli – das Sulforaphan – das Ungleichgewicht zwischen Antioxidantien und Oxidantien wieder herzustellen vermag. Wie sie im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2008, Band 178, Seite 592-604) berichten, beobachteten sie im Tierversuch, dass Sulforaphan eine Reihe von Enzyme , die bei der Entgiftung mitwirken, aktiviert. Ob COPD-Patienten diesen Effekt womöglich über eine mit Brokkoli angereicherte Ernährung erzielen könnten und - wenn ja - wieviel Brokkoli sie dazu essen müssten, oder ob dieser Effekt sich vielmehr nur in Form von noch zu entwickelnden Medikamenten mit dem hoch konzentrierten Wirkstoff erreichen ließe, sind Fragen, die allerdings erst noch geklärt werden müssen.
Nach Ansicht von Studienleiter Dr. Shyam Biswal sollten künftige Untersuchungen ihr Augenmerk auf das Protein NRF2 richten und überprüfen, ob sich mit seiner Hilfe der Mangel an antioxidativem Schutz in den Lungen von COPD-Patienten möglicherweise wieder aufbauen lässt, um deren Lungenfunktion zu verbessern und Verschlechterungen des Krankheitsbildes (Exazerbationen) zu verhindern. „Mehr NRF2 könnte auch bedeuten, dass zusätzlich entgiftende Enzyme, die zum Abbau der im Tabak enthaltenen Schadstoffe vonnöten sind, aktiviert werden“, meint Dr. Peter Barnes vom National Heart and Lung Institute in London.