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Jährlicher Lungenfunktionsverlust vorhersagbar?

Je häufiger ein Asthmatiker einen schweren Asthma-Anfall bzw. eine generelle Verschlechterung seiner gesundheitlichen Verfassung – eine so genannte Exazerbation – erleidet, umso größer fällt der jährliche Verlust seiner Lungenfunktion aus. Das haben Forscher aus Kanada und den Niederlanden festgestellt.

Nicht nur bei COPD, sondern auch bei Asthma bronchiale kann es auf Grund der chronischen Entzündungsprozesse in der Lunge zu einem fortschreitenden Lungenfunktionsverlust kommen. Dessen Ausmaß lässt sich anhand der Anzahl der jährlich aufgetretenen Asthma-Anfälle oder allgemeinen Verschlechterungen der gesundheitlichen Verfassung (Exazerbationen) des Patienten vorhersagen. Das berichtet ein kanadisch-niederländisches Forscherteam um Toni Bai von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver und D.S. Postma von der Universität von Groningen in der Fachzeitschrift European Respiratory Journal. An ihrer Untersuchung nahmen 93 nicht-rauchende Patienten mit mittlerem bis schwerem Asthma im Alter zwischen 25 und 36 Jahren über einen Zeitraum von 11 Jahren teil. Im Lauf der Zeit zeichnete sich ab, dass häufige Exazerbationen mit einer ausgeprägteren Atemwegsverengung und einer stärker beeinträchtigten Lungenfunktion (vermindertes FEV1 ) einhergingen. „Unsere Daten sprechen für die Hypothese, dass die vermehrten Entzündungsprozesse während einer Exazerbation bei Asthmatikern das so genannte „airway remodeling“ vorantreiben, also zu einer Umformung der Atemwege führen und dabei auch zu einer beschleunigten Abnahme der Lungenfunktion“, erklärt Bai.

Während des 11-jährigen Untersuchungszeitraums erlitten rund 60% der Studienteilnehmer mindestens einen schweren Asthma-Anfall. Insgesamt ergab sich eine mittlere Rate von 0,1 Exazerbationen pro Jahr. Dabei beobachteten die Forscher, dass Exazerbationen bevorzugt bei denjenigen Patienten auftraten, die Corticosteroide nicht inhalativ, sondern in Tablettenform einnahmen oder bereits zu Studienbeginn eine besonders ausgeprägte Atemwegsverengung aufwiesen. Je öfter Exazerbationen auftraten, umso niedrigere FEV1-Werte wurden bei den Betroffenen gemessenen, das heißt umso deutlicher war ihre Lungenfunktion verringert. „Bei den Patienten mit häufigen Exazerbationen betrug die Abnahme des FEV1 31,5 ml pro Jahr gegenüber 14,6 ml pro Jahr bei den Asthmatikern mit selteneren Exazerbationen“, berichtet Bai. „Eine einzige, schwere Exazerbation pro Jahr führte zu einem zusätzlichen Lungenfunktionsverlust von 30,2 ml pro Jahr – das entspricht einem fast doppelt so großen Verlust wie bei Gesunden, bei denen die Lungenfunktion rein altersbedingt um 36 ml pro Jahr abnimmt.“ Nach Ansicht der Forscher zeigen die Studienergebnisse deutlich auf, wie wichtig es ist, vorzubeugen und das Auftreten von Exazerbationen möglichst zu verhindern, um so den krankheitsbedingten, fortschreitenden Verlust der Lungenfunktion der betroffenen Patienten so weit wie möglich in Schach zu halten.

Quelle: European Respiratory Journal, Online-Ausgabe vom 30. Mai 2007
(doi:10.1183/09031936.00165106). Zusammenfassung (abstract)

http://www.aerzte-im-netz.eu/app/query/asthma