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Ist Asthma ein Risikofaktor für Arterienverkalkung?

Deutlich mehr Plaques in der Halsschlagader und Entzündungsmarker bei chronischem Asthma – das sind Befunde, die ein erhöhtes atherosklerotisches Risiko für Asthmapatienten nahelegen.

Ein dauerhaft behandlungsbedürftiges Asthma ging in der MESA-Studie (Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis) mit einem erhöhten Aufkommen von Plaques in der Halsschlagader (Karotis) einher (siehe Journal of the American Heart Association, online seit 23.11.2023). Eine solcher Zusammenhang zeigt sich ausschließlich für persistierendes Asthma, nicht aber für intermittierendes Asthma (d.h. wenn keine Dauertherapie erforderlich ist).

Im Ultraschall erkennbare Karotisplaques sind ein Anzeichen für eine fortgeschrittene, Arterienverkalkung (Atherosklerose), machen die Autoren um Dr. Matthew Tattersall die Bedeutung ihrer Befunde deutlich. Eine Atherosklerose wiederum sei ein starker unabhängiger Vorhersagefaktor für künftige atherosklerotische kardiovaskuläre Ereignisse (wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Periphere arterielle Verschlusskrankheit, Nierenschwäche bzw. Nierenversagen), so die US-Mediziner.

Für die Studie wurden 6.814 US-Bürger in einem Alter zwischen 45 und 84 Jahren, bei denen bis dato keine atherosklerotische Erkrankung diagnostiziert wurde, rekrutiert. Bei 5.271 von diesen wurden zu Studienbeginn ein Ultraschall der Karotisarterie gemacht. Die Befunde dieser Untersuchung brachten Tattersall und Kollegen mit den von den Teilnehmern angegebenen Asthma-Diagnosen in Verbindung. Persistierendes Asthma definierten die Autoren als Asthma, das nur mit einer dauerhaft angewendeten Asthmatherapie (Stufe 2 bis 6) unter Kontrolle gebracht werden konnte (109 Personen waren davon betroffen), intermittierendes Asthma lag vor, wenn keine solche Dauertherapie vonnöten war (n=388).

In der Ultraschalluntersuchung konnten die Ärzte bei 50,5 % der Patientinnen und Patienten, die kein Asthma hatten, Plaques in der Halsschlagader nachweisen,. Ähnlich hoch war die Häufigkeit solcher Ablagerungen mit 49,5 % bei Patienten, die an intermittierenden Asthma litten. Deutlich öfter dagegen fanden sich Karotisplaques bei Patienten mit persistierendem Asthma: 67 % waren davon betroffen, die Plaque-Last war bei ihnen im Vergleich zu den anderen beiden Patientengruppen ebenfalls erhöht.

Patienten mit persistierendem Asthma wiesen außerdem deutlich mehr Entzündungsmarker (IL-6- und CRP-Konzentrationen) im Serum auf als Teilnehmer ohne eine solche Lungenerkrankung. Daraus könnte man, so die Autoren, schließen, dass die zu beobachtende Assoziation zwischen Asthma und Atherosklerose durch überlappende Entzündungsprozesse bedingt ist. So ist bekannt, dass systemische Entzündungsprozesse bei beiden Erkrankungen eine Rolle spielen. Keinesfalls kann man aus diesen Ergebnisse bereits auf eine Kausalität schließen, denn Beobachtungsstudien haben bekanntermaßen ihre Limitationen.

Außerdem gehen die Studienautoren von einer multifaktoriellen Genese aus; zumal persistierendes Asthma auch noch nach Adjustierung auf beide Inflammationsmarker mit dem Vorhandensein von Karotisplaques und einer erhöhten Plaquelast einherging. Daher scheinen Menschen mit dauerhaft therapiebedürftigen Asthmabeschwerden noch aus anderen Gründen einem erhöhten Atherosklerose-Risiko ausgesetzt zu sein.

Quelle: www.kardiologie.org