Jedes Jahr erkranken 400.000 Menschen in Deutschland an Krebs. Immerhin fast jeder zweite Patient kann mittlerweile geheilt werden. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer optimalen Therapie bei Lungenkrebs und anderen Krebsarten ist die fachübergreifende (interdisziplinäre) Zusammenarbeit von Ärzten. Wie die aussehen kann, zeigt sich zum Beispiel bei der interdisziplinären Tumorsprechstunde des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) der Uniklinik Köln/Bonn. Hier erhält jeder Patient in einer so genannten interdisziplinären Tumorkonferenz, an der auch niedergelassene Ärzte teilnehmen können, einen individuellen Behandlungsplan. So sitzt der betroffene Patient dann zum Bespiel gleich drei Ärzten zur Besprechung seines Falles gegenüber - einem Chirurgen, einem Strahlentherapeuten und einem internistischen Onkologen. Ziel der Fachleute ist es, gemeinsam mit dem Patienten einen für ihn optimalen Therapieplan zu entwerfen.
Das 2005 gegründete CIO in Köln wurde im vergangenen Jahr von der Deutschen Krebshilfe (DKH) als „Spitzenzentrum Onkologie“ ausgezeichnet. Drei weitere, ebenfalls ausgezeichnete Onkologie-Spitzenzentren, die neue Standards in Diagnostik, Behandlung und Betreuung von Krebspatienten setzen sollen, gibt es in Dresden, Freiburg und Tübingen: das UniversitätsKrebsCentrum Dresden, das Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer der Uniklinik in Freiburg und das Südwestdeutsche Tumorzentrum der Uniklinik Tübingen. Nach einer weiteren DKH-Ausschreibung, die bereits läuft, sollen künftig noch sechs zusätzliche Spitzenzentren gefördert werden. Zu den Auswahlkriterien gehören unter anderem die Arbeit nach Leitlinien, die Kommunikation aller Disziplinen in Tumorkonferenzen und für alle Abteilungen zugängliche zentrale Patientenakten. Zudem wesentlich für eine flächendeckende Versorgung ist nach den Worten von DKH-Vorstandsmitglied Professor Otmar Wiestler eine bessere Vernetzung mit den niedergelassenen Ärzten und Kliniken. „Das ist ein ganz zentraler Punkt", sagt er. So sollen die Niedergelassenen in die Arbeit der Tumorkonferenzen eingebunden werden, dazu sind auch Fortbildungsmaßnahmen für Hausärzte an den Zentren initiiert worden.
Das Angebot der interdisziplinären Tumorsprechstunde steht nicht nur Patienten der Kölner Uniklinik zur Verfügung. Jeder Krebskranke, der beispielsweise nach der Diagnose eines Tumors eine zweite Meinung von Fachleuten einholen will, könne das Angebot des CIO nutzen, erklärt Prof. Jürgen Wolf, ärztlicher Leiter des Centrums. Angeboten wird die Tumorsprechstunde nicht nur bei Lungenkrebs, sondern zum Beispiel auch bei Bauchspeicheldrüsen-, Leber-, oder Darmkrebs. Damit ambulante Krebspatienten nicht den Überblick verlieren, sind in Köln Krankenschwestern als „Lotsen“ im Einsatz. Sie schlagen nach einem ersten Kontakt das Ärzteteam für die Sprechstunde vor - und begleiten den Patienten während einer möglichen späteren Therapie durch die verschiedenen Abteilungen der Klinik. Auch das zum Zentrum gehörende „Haus LebensWert“ trägt mit Angeboten aus dem therapeutischen und beratenden, aber auch musisch-kreativen Bereich dazu bei, dass sich Patienten und ihre Angehörigen im CIO angenommen fühlen und Hilfe beim Leben mit ihrer Erkrankung erhalten. Selbst wenn eine Tumorerkrankung trotz der gemeinsamen Anstrengungen weiter fortschreiten sollte, werden die Patienten nicht alleine gelassen. Ein erfahrenes Team der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin arbeitet im so genannten Dr. Mildred Scheel Haus eng mit den behandelnden Ärzten im CIO zusammen und steht den Betroffenen und Angehörigen zur Seite.