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Innovative Verfahren gegen Lungenüberblähung können Atembeschwerden lindern

Auf dem 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der vom 29.3. bis 1.4. in Nürnberg stattfand, wurden moderne, bronchoskopische Maßnahmen zur Lungenvolumenreduktion vorgestellt, von denen bestimmte Patienten mit Lungenüberblähung (Lungenemphysem) profitieren können.

Bestimmte Patienten mit einem Lungenemphysem können von modernen Verfahren zur Lungenvolumenreduktion profitieren, die kürzlich auf dem 53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) vom 29.3. bis 1.4. in Nürnberg vorgestellt wurden. „Das Lungenemphysem ist eine chronische, fortschreitende Lungenerkrankung, bei der die Lungenbläschen meist aufgrund langjährigen Rauchens zunehmend zerstört werden. Diese Lungenbläschen sind für den Gasaustausch (also die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid) zuständig“, erklärt Prof. Joachim Ficker, diesjähriger Kongresspräsident sowie Leiter des Lungentumorzentrums Nürnberg und Leitender Arzt der Klinik für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin am Klinikum Nürnberg Nord. „Betroffene erleiden zunehmende Atemnot, zunächst bei körperlicher Belastung, in fortgeschrittenen Stadien dann auch in Ruhestellung, so dass geringste Aktivitäten mit erheblichen Atembeschwerden verbunden sind. Mit den heutzutage zur Verfügung stehenden Medikamenten lassen sich die Bronchien der Patienten zwar anhaltend erweitern, was ihre Luftnot ein wenig lindert und ihre Belastbarkeit etwas verbessert. Dieser Effekt ist allerdings begrenzt, so dass Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem trotz intensiver medikamentöser Therapie und zusätzlicher Sauerstofflangzeittherapie bzw. nächtlicher Maskenbeatmung (non-invasive positive pressure ventilation = NPPV) in ihrer Belastbarkeit und Lebensqualität erheblich eingeschränkt sind. Mittlerweile können aber auch moderne interventionelle Therapieverfahren zur Lungenvolumenreduktion insbesondere für Patienten mit einem so genannten inhomogenen Lungenemphysem erwogen werden, bei dem die Lunge nicht gleichförmig Schaden genommen hat, sondern zum Beispiel die Lungenoberlappen stärker zerstört sind als die übrige Lunge.“

Volumenzuwachs behindert das Zwerchfell bei den Atembewegungen

Ein Lungenemphysem ist durch eine zunehmende Lungenüberblähung gekennzeichnet. Infolge dieses Volumenzuwachses wird das unter der Lunge sitzende Zwerchfell in seinen Muskelbewegungen bei der Atmung zunehmend eingeschränkt. Dies erschwert zusehends jeden Atemzug der Patienten - ihre Atmung wird immer ineffizienter und ihre Beschwerden verschlimmern sich.

Überblähte Bereiche können entfernt oder verkleinert werden

Ziel der Lungenvolumenreduktion ist, solche Lungenareale, die besonders stark vom Emphysem betroffen und sowieso nicht mehr funktionstüchtig sind, entweder chirurgisch (durch die so genannte Schlüssellochchirurgie VATS) zu entfernen, wobei eine solche OP für die schwerstkranken Patienten allerdings eine sehr starke Belastung darstellt. Oder man kann die Emphysemgebiete durch das Einbringen von Ventilen oder mithilfe von Wasserdampf verkleinern. „Zur Schrumpfung überblähter Lungenbereiche können im Rahmen einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie) bei leichter Kurznarkose spezielle Ventile in ausgesuchte Segmente der Bronchien eingesetzt werden, die das Ausströmen von Luft aus den betroffenen Arealen erlauben, ein weiteres Einströmen von Luft aber verhindern“, erläutert Prof. Ficker. „Das betroffene Emphysemgebiet wird dann von selbst immer kleiner. In manchen Fällen, wenn z.B. eine kollaterale Ventilation - eine Art Leck-Luftstrom vorliegt, der durch Ventile nicht effektiv genug abgedichtet werden kann, ist es auch möglich, durch ein kontrolliertes, genau dosiertes Einbringen von Wasserdampf (bronchoscopic thermal vapor ablation = BTVA) das betreffende Areal gezielt zur Schrumpfung zu bringen. Der kontrollierte Wärmereiz bei der BTVA führt zu einer Entzündung und Vernarbung des Emphysemgewebes, das dann allmählich schrumpft, so dass die besser erhaltenen Lungenareale schließlich mehr Platz haben. Diese Effekte der BTVA sind allerdings nicht mehr rückgängig zu machen, während sich Ventile notfalls auch wieder entfernen lassen.“

Versiertes interdisziplinäres Expertenteam mit Erfahrung und Expertise Voraussetzung

Ob und für wen eines der innovativen Verfahren in Frage kommt, kann erst nach ausführlichen Untersuchungen entschieden werden. „Mit modernen Lungenfunktions- und CT-Methoden gelingt es zum Beispiel, ein Lungenemphysem sehr präzise zu diagnostizieren, zu quantifizieren und die verschiedenen morphologischen Formen des Emphysems zu definieren“, betont Prof. Ficker. „Da die genannten, innovativen bronchoskopischen Verfahren bei unkritischer Anwendung oder unzureichender klinischer Erfahrung mit erheblichen Risiken verbunden sein können, sollten sie den schwerstkranken Patienten nur dann angeboten werden, wenn ein versiertes Team aus Radiologen, Pneumologen, Thoraxchirurgen und Intensivmedizinern mit ausreichend Erfahrung und Expertise zur Verfügung steht. Bei sorgfältiger Indikationsstellung und adäquater Betreuung der Patienten sind mit einer Lungenvolumenreduktion aber oft eindrucksvolle Verbesserungen der körperlichen Belastung und der Lebensqualität festzustellen.“