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In die Klinik aus Angst vor dem Krankenhaus?

Menschen, die unter einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) leiden, haben oft auch Depressionen und Angst vor der nächsten Einweisung ins Krankenhaus. Dass neben ihrem gesundheitlichen Zustand auch ihre Ängste erheblich mitentscheiden, ob sie tatsächlich erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen oder nicht, zeigt eine Studie aus Nordeuropa.

Viele Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD ) fürchten das Auftreten von Komplikationen wie Atemwegsinfekten, Lungenentzündungen , Pneumothorax und Cor pulmonale. Aufgrund ihrer vorgeschädigten Atemwege und dem fortschreitenden Charakter ihrer Erkrankung besteht aber auch ein erhöhtes Risiko für zusätzliche bakterielle Infekte (so genannte Superinfektionen) die zu einem Verschlechterungsschub führen können. In einer aktuellen Studie hat ein internationalen Forscherteam aus 5 verschiedenen nordeuropäischen Ländern nun näher untersucht, welche Risikofaktoren bei COPD-Patienten vermehrt zu einer erneuten Einweisung ins Krankenhaus führen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung wurden in der September-Ausgabe der Fachzeitschrift European Respiratory Journal veröffentlicht.

Angst verschärft die Situation
Die Wissenschaftler beobachteten 406 Patienten, die nach einer abgeschlossenen Behandlung aus 5 verschiedenen Universitätskliniken in Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland und Island entlassen worden waren, für eine Dauer von 12 Monaten. Innerhalb dieser Beobachtungszeit mussten 246 der Patienten (das entspricht 61% der Studienteilnehmer) erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei diesen fiel auf, dass sie neben ihrem vergleichsweise schlechten gesundheitlichen Zustand mit verminderter Lungenfunktion (gemessen an der „Sekundenluft“ bzw. am FEV1) besonders stark unter Ängsten vor einer Krankenhauseinweisung und allgemeinen Depressionen litten. Insbesondere Patienten mit einem schlechten Gesundheitszustand und gleichzeitiger Angst vor dem Krankenhaus, hatten ein erhöhtes Risiko, sich wegen eines Verschlechterungsschubes erneut in einer Klinik behandeln lassen zu müssen.

Die Untersuchung zeigt, dass Ängste die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhausbehandlung bei Patienten mit einer vergleichsweise schlechten, gesundheitlichen Verfassung entscheidend mit beeinflussen. Diese Erkenntnis dürfte wahrscheinlich künftig bei der Entscheidung über individuelle Therapiemaßnahmen für COPD-Patienten mit einfließen, gleichzeitig ist aber sicherlich auch eine weitere Erforschung der einzelnen Risikofaktoren und Ursachen für Verschlechterungsschübe bei COPD vonnöten.

Quelle: European Respiratory Journal (2005) 26(3):414-419