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Impfungen für Senioren besonders wichtig!

Bei Senioren nehmen die Abwehrkräfte des Immunsystems altersbedingt ab (sog. Immunseneszenz), auch leiden sie in fortgeschrittenem Alter oft zusätzlich unter mehreren Begleiterkrankungen (Multimorbidität). Deshalb sollten sie sich diesen Winter nicht nur gegen Corona, sondern unbedingt auch gegen Grippe und Pneumokokken-Lungenentzündungen impfen lassen, zumal die Anfälligkeit gegenüber diesen Infektionskrankheiten wegen der selteneren Auseinandersetzung mit den Erregern aufgrund der Pandemie-Schutzmaßnahmen zunehmen dürfte. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung.

Diesen Winter ist neben einer Ansteckung mit Corona-Viren auch mit vermehrten Infektionen durch Influenza-Viren und Pneumokokken-Bakterien zu rechnen. „Aufgrund der Hygiene-Maßnahmen in der Corona-Pandemie gab es in den letzten zwei Jahren kaum Erkrankungen an Grippe oder Infektionen mit Pneumokokken, die besonders häufig eine ambulant erworbene Lungenentzündung, aber auch Hirnhautentzündungen zur Folge haben. „Die Anfälligkeit gegenüber diesen Infektionskrankheiten dürfte wegen der selteneren Auseinandersetzung mit den Erregern während der Pandemie zunehmen - vor allem bei Senioren, deren Abwehrkräfte des Immunsystems altersbedingt abnehmen (sog. Immunseneszenz) und die in fortgeschrittenem Alter oft zusätzlich unter mehreren Begleiterkrankungen (Multimorbidität) leiden“, erläutert Prof. Dr. med. Christian Taube, Stellv. Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Klinik für Pneumologie an der Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik in Essen.

Mortalität doppelt so hoch wie bei Jüngeren

Eine ambulant erworbene Pneumonie verläuft bei Älteren meist schwerer als bei Jüngeren und ist mit einer doppelt so hohen Mortalität verbunden. Als Standardimpfung für alle Menschen über 60 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) gegen Pneumokokken eine Impfung mit dem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23), wenn sie keiner Risikogruppe angehören. Allerdings lässt sich anzweifeln, ob bei Senioren eine einmalige Impfung mit PPSV23, die erst nach frühestens sechs Jahren aufgefrischt werden soll, tatsächlich ausreichen dürfte, zumal man ältere Menschen aufgrund ihrer Immunseneszenz und Multimorbidität weder als immunkompetente noch als homogene Gruppe betrachten kann.

Sequentielle Impfung erzielt besseres Ansprechen des Immunsystems

Vorteil des Polysaccharid-Impfstoffes PPSV23 gegenüber den bisher verfügbaren Konjugat-Impfstoffen (PCV13, PCV15 und PCV20) ist eine größere Abdeckung von Pneumokokken-Serotypen (Coverage). So schützt PPSV23 z. B. vor zehn zusätzlichen Pneumokokken-Stämmen im Vergleich zu PCV13. Andererseits ist die Wirksamkeit der Konjugat-Impfstoffe in der Gruppe der 65-Jährigen sowie bei Älteren deutlich größer als die der Polysaccharid-Impfstoffe. Aufgrund der geringeren Serotypen-Abdeckung ist eine alleinige Impfung mit Konjugat-Impfstoff PCV13 dennoch nicht sinnvoll. „Es ist aber möglich, mit einer sequenziellen Impfung mit beiden Impfstoffen - eingeleitet vom Konjugat-Impfstoff PCV13, gefolgt nach 6-12 Monaten vom Polysaccharid-Impfstoffes PPSV23 – ein besseres Ansprechen des Immunsystems bei Senioren zu erreichen“, berichtet Prof. Taube. Diese Impf-Reihenfolge wird von der STIKO bereits für Patienten mit Immundefekten bzw. Immunsuppression sowie für Kinder und Jugendliche im Alter von 2-15 Jahren mit chronischen Krankheiten oder unklarer Immunkompetenz empfohlen. Ob auch Senioren vor dem Polysaccharid-Impfstoff zusätzlich ein Konjugat-Impfstoff verabreicht werden sollte, obliegt der gemeinsamen Entscheidung von Arzt und Patient.

Regelmäßige Grippe-Impfung senkt die Sterblichkeit

Auch durch regelmäßige Grippe-Impfungen kann die Sterblichkeit von Personen über 60 Jahren gesenkt werden, wobei Grippeimpfstoffe jedes Jahr erneut an das jeweilige Spektrum der tatsächlich kursierenden Influenzavirenstämme angepasst werden müssen. Für Senioren werden aufgrund ihrer Immunseneszenz sog. Wirkverstärker zugesetzt oder eine höhere Antigen-Menge als beim normalen Influenza-Impfstoff verabreicht, so dass ihre Immunreaktion auf den Impfstoff verstärkt und ihre Abwehrkraft gegenüber den Influenzaviren erhöht wird.

Seltenere Komplikationen durch Covid nach Impfungen

Ein weiterer Vorteil der Impfung gegen Pneumokokken und Grippe ist offenbar auch, dass Geimpfte seltener Komplikationen aufgrund einer schweren Covid-19-Erkrankung erleiden und seltener wegen Covid-19 notfallmedizinisch oder intensivmedizinisch versorgt werden müssen. „Wichtig ist also, dass sich Senioren ab 65 Jahren impfen lassen, sowohl gegen Pneumokokken als auch gegen Grippe und - falls noch nicht geschehen – natürlich auch gegen Corona“, betont Prof. Taube.

Quelle: äin-red

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