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Impfung gegen Schweinegrippe – wer braucht sie?

Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen - wie z.B. Asthma oder COPD - gehören zu den Risikogruppen, die sich gegen die Neue Influenza (Mexiko- bzw. Schweingerippe) impfen lassen sollten. Erfahren Sie, warum das so ist und mit welchen Nebenwirkungen gerechnet werden muss.

Risikogruppen, denen eine Impfung empfohlen wird

Die Empfehlung einer Impfung gegen die Schweinegrippe richtet sich vor allem an die so genannten Risiko-Gruppen. Dazu zählen Menschen mit einer abgeschwächten Immunabwehr (Schwangere, Patienten mit Autoimmunerkrankungen bzw. einem angeborenen Immundefekt, Menschen in chemotherapeutischer oder radiologischer Krebsbehandlung). Da Kinder unter 6 Monaten ebenfalls besonders gefährdet sind, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist, der Impfstoff für sie allerdings nicht geeignet ist, sollten auch die Betreuer solcher Kinder (Kita, Ärzte, Krankenhaus) geimpft werden.

Des Weiteren wird stark Übergewichtigen zu einer Impfung geraten sowie Menschen mit einer chronischen Vorerkrankung wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Nieren- oder Lebererleiden oder aber einer chronischen Atemwegserkrankung - insbesondere Asthmatikern und Patienten mit COPD (chronische obstruktive Lungenerkrankung) .

Warum sind chronische Atemwegspatienten besonders gefährdet?

Wie der Erreger der saisonalen Grippe wird auch das Schweinegrippe-Virus H1N1 meist über die Schleimhäute der Atemwege aufgenommen. Dabei kann das Schweinegrippevirus besonders tief in die unteren Atemwege vordringen. In den Bronchien und Lungenbläschen treffen die Viren allerdings genau auf das Gewebe, das bei Asthma oder COPD ohnehin schon stark geschwächt ist.

Zudem kann das Immunsystem so sehr mit der Abwehr der Viren beschäftigt sein, dass andere Erreger (insbesondere Bakterien wie Pneumokokken) relativ leicht eine Lungenentzündung verursachen können, die schwere bis lebensbedrohliche Auswirkungen auf die geschwächten Patienten haben kann. Weitere gefürchtete Komplikationen einer Grippeerkrankung sind schwere Bronchitis, Herzinfarkte und Schlaganfälle sowie eine Verschlimmerung der chronischen Grunderkrankung. Asthmatiker müssen mit besonders heftigen Asthma-Attacken rechnen, Patienten mit COPD mit einer so genannten Exazerbation (das heißt: einer lebensgefährlichen Verschlechterung ihrer Bronchitis), die eine Behandlung im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation erforderlich machen kann.

Asthmatiker und Patienten mit COPD sollten sich daher sowohl gegen die saisonale Grippe als auch gegen Influenza A(H1N1) impfen lassen, wenn diese Impfstoffe verfügbar sind. Dabei sollten Asthmatiker sich den Grippeimpfstoff unbedingt spritzen lassen, da eine Impfung per Nasenspray nicht ausreicht. Wer gegen Hühnereiweiß allergisch ist, darf nicht geimpft werden, da der Impfstoff in Hühnereiern angezüchtet wird.

Falls noch nicht geschehen, sollten Sie sich auch gegen Lungenentzündung impfen lassen (Pneumokokken-Impfstoff: Pneumivax) die mit gefährlichen Komplikationen verbunden sein kann, insbesondere wenn Sie zusätzlich an Influenza erkranken sollten.

Schützt die Grippe-Impfung auch gegen Schweinegrippe?

Nein, die Viren der saisonalen Grippe und der Neuen Influenza (Schweine- bzw. Mexikogrippe) verändern sich ständig und sind wahrscheinlich zu unterschiedlich, als dass man sie mit einem gemeinsamen Impfstoff bekämpfen könnte. Aus diesem Grund ist auch das Immunsystem – selbst wenn Sie im letzten Winter eine Grippe gehabt haben sollten - vor den jetzt kursierenden Viren nicht automatisch gefeit.

Welche Nebenwirkungen sind durch eine Impfung zu befürchten?

Nach einer Impfung gegen Schweinegrippe sind Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Reaktionen an der Injektionsstelle sowie Fieber und Mattheit oder Müdigkeit am häufigsten (d.h. bei mehr als einem von zehn Menschen) beobachtet worden. Diese Nebenwirkungen sind aber i.d.R. vorübergehend.

Ein allergischer Schock, so genannte anaphylaktische Reaktionen nach Impfungen sind nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts ausgesprochen selten. Sie kämen in geschätzten 1 bis 10 Fällen pro einer Million Impfdosen vor. Vorsicht ist allerdings geboten bei Allergien gegen Hühnereiweiß, weil der Impfstoff in Eiern hergestellt wird.

Viele Menschen fürchten sich offenbar unnötigerweise auch vor dem Wirkstoffverstärker (Adjuvanz), der dem Impfstoff zugesetzt wird. Lesen Sie hierzu:

Was kann zusätzlich vor einer Ansteckung schützen?

  • Häufiges Händewaschen
  • Bei Hustenreiz in den Ärmel husten, bei Niesreiz in ein Taschentuch niesen
  • sich von erkrankten Personen fern halten
  • im Krankheitsfall zu Hause bleiben

Wenn Grippe-Symptome auftreten - was ist zu tun?

Asthmatiker und Patienten mit COPD haben ein hohes Risiko für ernsthafte Grippekomplikationen. Sollten bei Ihnen Symptome einer Grippe auftreten – wie z.B. Fieber, Husten, Halsschmerzen, laufende oder verstopfte Nase, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Müdigkeit -, dann setzen Sie sich am besten mit Ihrem Lungen-, Haus- oder Kinderarzt, der Gesundheitshotline, dem nächstgelegenen Krankenhaus oder dem Gesundheitsamt in Verbindung. Bei Grippe ist eine rasche Behandlung mit antiviralen Medikamenten (Virostatika) gerade bei Personen mit Asthma oder COPD besonders wichtig und wirkungsvoll. Am besten ist es, spätestens zwei Tage nach Auftreten der ersten Symptome mit einer Behandlung zu beginnen.

Dringend medizinisch betreut werden müssen:

Kinder mit den folgenden Anzeichen:

  • Beschleunigte Atmung oder Atemprobleme
  • Bläuliche Hautfarbe
  • Nimmt nicht genug Flüssigkeit auf
  • Wacht nicht auf oder ist nicht ansprechbar
  • Das Kind ist reizbar und will nicht auf dem Arm gehalten werden
  • Grippeähnliche Symptome gehen zuerst zurück, verschlimmern sich dann aber mit Fieber und stärkerem Husten
  • Fieber mit Ausschlag

Erwachsene mit den folgenden Anzeichen:

  • Atemprobleme oder Atemnot
  • Schmerzen in oder Druck auf Brust oder Bauch
  • Plötzliches Schwindelgefühl
  • Verwirrung
  • Starkes oder wiederholtes Erbrechen
  • Grippeähnliche Symptome gehen zuerst zurück, verschlimmern sich dann aber mit Fieber und stärkerem Husten

Quelle: Centers for Disease Control and Prevention (http://www.cdc.gov/)
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