Einige Patienten mit Post-Covid, die nach einer überstandenen Corona-Infektion weiterhin oder wieder über Symptome wie Atemnot und trockenen Husten klagen, leiden offenbar unter dem sog. air trapping: Das heißt, sie können nach dem Einatmen nicht mehr vollständig ausatmen, weil ihre Bronchiolen (das sind die kleinsten Bronchien) entzündungsbedingt so verengt sind, dass Restluft darin gefangen bleibt. Aufgrund dieser sog. konstriktiven Bronchiolitis (lat.: Bronchiolitis obliterans) kann sich bei den Betroffenen ein anhaltendes Gefühl der Leitungsminderung und Atemnot einstellen. „Das air trapping führt zu einer Lungenblähung. Das heißt, es kann weniger Luft eingeatmet werden, weil zuvor nicht alles herausgeht. Lungenregionen mit air trapping nehmen darüber hinaus nicht am normalen Gasaustausch teil. Die Sauerstoffaufnahme ist in diesen Regionen reduziert. Wir kennen das Phänomen in der Lungenheilkunde gut von anderen Virusinfekten. Bemerkbar macht es sich aber meist nur bei Belastung, also bei erhöhtem Sauerstoffbedarf“, erläutert Dr. med. Thomas Voshaar, Vorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers.
Air trapping lässt sich nicht immer diagnostisch nachweisen
Wenn das air trapping nur Teilbereiche der Lunge betrifft, lassen sich dessen Auswirkungen manchmal weder bei einem Lungenfunktionstest noch bei einer Blutgasanalyse nachweisen. „Das air trapping lässt sich im Computertomografen (CT) gut sichtbar machen, wenn die CT-Aufnahmen nach dem Ausatmen gemacht werden, anstatt wie gewohnt nach dem tiefen Einatmen. In der vollständigen Lungenfunktionsprüfung finden wir aber oft auch schon Hinweise. Die Lungen sind leicht überbläht, ohne dass eine Atemwegsverengung (Obstruktion) angezeigt wird. Auch die Diffusionsmessung zeigt in der Regel eine Einschränkung. Die Lungenfunktionsprüfung steht natürlich vor einer CT-Untersuchung, da sie ohne Strahlenbelastung einhergeht“, erklärt Dr. Voshaar.
Lungenschäden nach schwerem Covid-Verlauf möglicherweise dauerhaft
Auf CT-Aufnahmen von Covid-Patienten sind oft – sogar noch bis zu einem Jahr nach der Erkrankung – sog. Milchglastrübungen zu sehen, die auf eine Schädigung der Lungenbläschen hindeuten. Diese sog. ground glass opacifications (GGOs) werden sehr viel häufiger bei Patienten vorgefunden, die wegen Covid auf der Intensivstation oder im Krankenhaus anstatt ambulant behandelt werden mussten. Letztlich also, wenn eine schwere Lungenentzündung durch das Corona-Virus vorlag. Auch Vernarbungsprozesse und weitere Veränderungen im Lungengewebe wie wabenartige Verdichtungen (Lungenfibrosen) oder Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen) sind Hinweise auf möglicherweise dauerhafte Lungenschäden durch Covid. „Am stärksten sind aber die Lungenveränderungen, wenn eine invasive Beatmung durchgeführt und überlebt wurde. Oft ist es dann auch zu bakteriellen Superinfektionen gekommen“, ergänzt Dr. Voshaar. Zudem drohen noch Monate nach einer Covid-Erkrankung auch Gefäßverschlüsse (Venenthrombosen und Lungenembolien), insbesondere nach einem schweren Verlauf.
Corona-Impfung schützt vor schwerer Erkrankung – und damit auch vor Post-Covid
Selbst ohne nachweisbare Milchglastrübungen weisen zwei Drittel der ambulant behandelten Covid-Patienten air trapping auf. Die Ursachen dafür wie auch allgemein für die Symptome von Post-Covid sind noch nicht genauer bekannt - genauso wenig, ob sie sich wieder zurückbilden bzw. wie lange sie anhalten. „Um mögliche Auswirkungen von Covid zu verhindern, kann man derzeit nur empfehlen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Denn die Impfungen gegen Corona schützen zwar nicht vor jeder Corona-Infektion, dafür aber mit Sicherheit vor einer schweren Erkrankung an Covid - und damit auch vor Post-Covid. Schwere Nebenwirkungen der Impfungen sind dagegen selten“, betont Dr. Voshaar.
Quelle: äin-red
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