Die Zahl der Frauen, die an chronischen Lungenerkrankungen leiden, die durch Rauchen verursacht werden, steigt immer weiter. Das geht aus einer aktuellen, englischen Untersuchung der Britischen Atemwegsliga (British Lung Foundation) hervor. Demnach hat die Zahl der Frauen, die an so genannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (abgekürzt COPD ) erkranken, in den letzten 3 Jahrzehnten um 1000% zugenommen: In Europa gibt es derzeit etwa 7,5 Millionen weibliche COPD-Patienten. Insgesamt nimmt die COPD unter den häufigsten zum Tode führenden Krankheiten - nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs - bereits den dritten Platz in Europa ein. „Während die Raucherquote unter Männern mittlerweile einen Plateauwert erreicht hat, steigt sie bei Frauen weiterhin in die Höhe,“ warnt Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) und Leiter des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in Schmallenberg.
Dabei sind den meisten Frauen die Auswirkungen dieser Krankheit offenbar gar nicht bekannt. COPD ist ein Sammelbegriff für die beiden chronisch-obstruktiven Lungenkrankheiten „Chronisch obstruktive Bronchitis “ und „Lungenemphysem “. „Obstruktiv“ steht für eine Verengung der Atemwege - beide Krankheitsbilder sind nämlich dadurch gekennzeichnet, dass der Luftstrom vor allem beim Ausatmen behindert ist. Die für COPD typischen Symptome sind Husten und Atemnot, die zunächst nur bei körperlicher Belastung, in fortgeschrittenen Stadien aber auch in Ruhe auftritt. Dann kommt es zu einem allgemeinen, zunehmenden Leistungsverfall bei schnellem Gewichtsverlust, Veränderungen der Muskelmasse und der Knochendichte sowie psychischen Problemen (Angst und Depressionen), in schweren Fällen auch zu Veränderungen des Herz-Kreislauf-Systems.
Bald mehr COPD-Todesfälle bei Frauen als durch Brustkrebs
In Ländern wie England, wo der Anteil der Raucherinnen im Vergleich zum restlichen Europa besonders hoch ist (etwa ein Viertel der Frauen rauchen), erwartet man dieses Jahr, dass es dort mehr Todesfälle durch COPD geben wird als infolge von Brustkrebs! „Wir könnten auch in Deutschland solche Verhältnisse bekommen,“ befürchtet Köhler. „Denn die Zahl der weiblichen Raucher im Jugendalter ist trotz Tabaksteuererhöhung immer noch recht hoch: So rauchen hier zu Lande weiterhin 19 Prozent der Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. In der gesamten Bevölkerung leiden derzeit etwa 6-10% an einer COPD, wobei jeder vierte Patient eine Frau ist – das heißt wir haben zur Zeit mindestens 1,5 Millionen weibliche COPD-Patienten in Deutschland.“ Insgesamt ist die Krankheit häufiger als Asthma , Lungenentzündung und Lungenkrebs zusammengenommen. Bisher brach COPD meistens zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr aus. Allerdings beginnen heutzutage viele Jugendliche – und insbesondere Mädchen - viel früher (mit 13,6 Jahren; Stand 2005) mit dem Rauchen, so dass COPD-Fälle künftig häufiger auch schon in jüngeren Jahren auftreten dürften. Bei Rauchern, die ca. 20 Jahre rauchen, bildet sich in ca. 15-20% eine COPD.
Frauen viel stärker gefährdet als Männer
Das Risiko eine COPD zu entwickeln, ist für Raucherinnen 13-fach höher im Vergleich zu Nicht-Raucherinnen, wobei es natürlich umso höher ist, je mehr man raucht.„Frauen sollten sich bewusst sein, dass sie als Raucherinnen viel eher dazu neigen, eine chronische Bronchitis oder ein Lungenemphysem zu entwickeln als männliche Raucher. Denn ihre Atemwege sind kleiner und daher einfach empfindlicher“, erläutert Köhler. „Deshalb entwickelt sich bei ihnen schon nach sehr viel weniger Zigaretten eine COPD als bei Männern. Außerdem nimmt ihre Lungenfunktion noch schneller ab als bei Männern, falls sie trotz beginnender COPD weiterrauchen sollten. Wenn sie andererseits das Rauchen aufgeben – und das ist die gute Nachricht - können sie ihre Lungenkapazität wieder schneller verbessern als Männer. Die Entzündungsreaktionen, die aufgrund einer COPD ablaufen und zu einer Zerstörung der Schleimhäute und der Lungenbläschen und damit zu einem Verlust der Eigenelastizität der Lunge führen, können dann zwar noch weitere 10 bis 15 Jahre fortschreiten, selbst wenn nicht mehr geraucht wird. Wenn man aber weiterraucht, ist das Ausmaß der Zerstörung natürlich noch viel größer“, warnt Köhler vor den bislang in der Öffentlichkeit weniger bekannten Folgen des Rauchens.
Schleichendes Fortschreiten von COPD macht Früherkennung besonders wichtig
Ein Problem mit der COPD ist, dass es sich um eine schleichend fortschreitende Erkrankung handelt. So können bereits 20% bis 40% der Lungenkapazität beeinträchtigt sein, bevor sich überhaupt Beschwerden bemerkbar machen. Daher wird bei einem von drei Patienten anfänglich oft gar nicht erkannt, dass er COPD hat. „Dabei wäre ein frühe Diagnose äußerst wichtig,“ betont Köhler. „Denn sobald stärkere Beschwerden auftreten, ist es für eine Heilung oft schon zu spät: Die Veränderungen bei chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem sind ab einem bestimmten Stadium nicht mehr rückgängig zu machen. Allerdings können moderne Medikamente die oft stark eingeschränkte Alltagsbewältigung und Lebensqualität bei regelmäßiger Einnahme deutlich verbessern.
Interaktiver Test im Internet klärt auf
Eine Untersuchung auf COPD ist ganz einfach - beim Hausarzt oder Lungenfacharzt – durchzuführen. „Der Patient atmet über ein Mundstück in ein Gerät namens Spirometer, das die Kraft misst, mit der er ein- und ausatmet, und die Menge der geatmeten Luft pro Zeit“, erklärt Köhler. Ziel der so genannten Lungenfunktionsprüfung (kurz: „Lufu“ oder auch Spirometrie genannt) ist es, den Funktionszustand der Atemwege und der Lungen möglichst genau zu erfassen, Veränderungen bereits im Frühstadium zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Um zu erfahren, ob Ihre Beschwerden bereits auf eine COPD hinweisen, können Sie unseren Test zur COPD-Früherkennung machen. In jedem Fall aber sollten Husten, der länger als 8 Wochen anhält, und Atemnot bei Belastung durch den Arzt abgeklärt werden.