Im Jahr 2016 hatten 5,7 % aller gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland eine Asthmadiagnose, das sind rund 30% mehr als noch 2009 – damals waren 4,4 % aller Versicherten betroffen. Dies geht aus dem Versorgungsatlas-Bericht des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor (siehe Versorgungsatlas-Bericht Nr. 18/08. Berlin 2018. DOI: 10.20364/VA-18.08).
Für den Bericht haben Forscher um Dr. Mana Akmatov vom Zi in Berlin vertragsärztliche Abrechnungsdaten (für die Jahre 2009 bis 2016) zu sämtlichen, rund 70 Millionen GKV-Versicherten aus Deutschland analysiert. Patienten mit Asthma wurden auf Grundlage der vertragsärztlichen Diagnosen entsprechend der ICD-10-Klassifikation (Code J45.- „Asthma bronchiale“) identifiziert. Inzidenz bezeichnet die Anzahl neu auftretender Fälle während einer bestimmten Zeitspanne (z.B. pro Jahr), Prävalenz bezeichnet dagegen die gesamte Anzahl Fälle im gegebenen Zeitraum. Für die Prävalenzberechnung wurden diejenigen Patienten eingeschlossen, bei denen Asthma in mindestens zwei unterschiedlichen Quartalen eines Kalenderjahres codiert wurde. Die Einjahres-Diagnoseprävalenz wurde als Anteil der Asthma-Patienten an allen Versicherten, die mindestens einmal im jeweiligen Kalenderjahr vertragsärztliche Leistungen in Anspruch genommen hatten, bestimmt. Die Inzidenz des Asthmas wurde mit einer statistischen Methode (Kaplan-Meier-Analyse) geschätzt.
Die ZI-Studie liefert damit erstmals bundesweite Prävalenz- und Inzidenzdaten über mehrere Jahre hinweg. 2016 waren insgesamt 4,03 Millionen gesetzlich Versicherte an Asthma erkrankt, 2009 lag die Zahl noch bei 3,12 Millionen. Die Inzidenzrate bezifferte das Team um Akmatov auf 6,2 Neuerkrankungen pro 1000 Personenjahre.
Den Studienautoren zufolge lässt sich dieser über die Jahre hinweg zu beobachtende, kontinuierliche Anstieg der Häufigkeit von Asthma praktisch ausschließlich mit einer Zunahme der Asthmaerkrankungen unter Erwachsenen erklären. Hier stieg die Prävalenz zwischen 2009 und 2016 von 4,3 auf 5,9 % – eine relative Zunahme um 35 %. Ob es sich hierbei tatsächlich um eine steigende Prävalenz des Erwachsenen-Asthmas oder lediglich um eine zunehmende Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch die Patienten (z.B. in Disease Management Programmen handelt) handelt, lässt sich so aber nicht feststellen.
Interessant sind auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Ab einem Alter von 35 Jahren stieg die Asthma-Prävalenz deutlich über die von Männern und erreichte mit 65–75 Jahren ihren Höhepunkt bei knapp 8 %. Erst im Alter ab 80 Jahren konnten die Forscher für beide Geschlechter einen Rückgang der Asthmaprävalenz beobachten. Sie vermuten hormonelle Gründe für das höhere Erkrankungsrisiko unter erwachsenen Frauen. Auch scheine extremes Übergewicht (Adipositas) das Asthmarisiko bei Frauen stärker zu steigern als bei Männern.
Quelle: Springer Medizin