Um das medizinische Grundwissen der Bevölkerung ist es offenbar nicht gut bestellt. Das zeigt eine Umfrage unter deutschsprachigen Passanten in einer Züricher Fußgängerzone, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift BioMed Central (BMC) Medicine veröffentlicht wurden. Demnach verfügen selbst gebildete Laien nur über rund ein Drittel des Grundwissens über Krankheiten wie Herzinfarkt; Schlaganfall, COPD und Aids, die ihnen angesichts der weiten Verbreitung solcher Erkrankungen eigentlich recht geläufig sein sollten.
Die Wissenschaftler um Lucas Bachmann von der Universität Zürich hatten 185 Erwachsenen neun Fragen zu Herzinfarkt, Schlaganfall, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und HIV gestellt. Dabei wurde nach Aussage von Bachmann nur „minimales medizinisches Wissen“ überprüft, das allerdings von entscheidender Bedeutung für die Vermeidung und Früherkennung der genannten Krankheiten sei. Welches die hauptsächlichen Risikofaktoren und Symptome einer COPD seien, wollten sie wissen, oder wie man einen Schlaganfall erkennen könne, und welcher Lebensstil das Risiko für Schlaganfälle erhöhe. Ob es einen Unterschied zwischen HIV und Aids gebe, ob eine HIV-Infektion heilbar sei und wie man sich vor einer Infektion schützen könne, lauteten weitere Fragen. Auch nach den Symptomen und Risikofaktoren eines Herzinfarktes wurden die Passanten befragt. Wie sich bei der Auswertung herausstellte, konnte keiner der Befragten alle Fragen richtig beantworten und damit den maximalen Punktewert von 100 Prozent erreichen. Im Durchschnitt betrug die Quote richtiger Antworten nur 32 Prozent. Akademiker schnitten lediglich um 3,7 Prozentpunkte besser ab. Selbst Menschern mit einem medizinischen Hintergrund oder eigens gemachten Erfahrungen mit einem entsprechenden Krankheitsfall im persönlichen Umfeld seien nur wenig besser informiert gewesen. „Möglicherweise liegt das daran, dass die meisten Menschen Gesundheitsratschläge lieber von einer vertrauenswürdigen Autoritätsperson annehmen, als sich die entsprechenden Informationen selber zusammensuchen zu müssen“, vermuten die Forscher. Allerdings sei das Wissen um die Anzeichen und Risikofaktoren von Krankheiten sehr wichtig, um Krankheiten entweder von vornherein vermeiden zu können oder aber so frühzeitig wie möglich zu erkennen und somit deren Behandlungserfolg positiv beeinflussen zu können. Damit könnten auch die Kosten im Gesundheitswesen und das Risikoverhalten der Patienten reduziert werden.
Quelle: BioMed Central (BMC) Medicine (2007) - pdf, noch im Druck (doi:10.1186/1741-7015-5-14)