Wie gut man als COPD-Patient sich noch selbständig fortbewegen kann, hängt stark vom Schweregrad der COPD-Erkrankung ab: Während bei einer COPD mit dem Schweregrad I kaum und im Stadium II nur selten Atemnot auftritt, ist diese im Stadium III schon bei leichten Steigungen, schnellem Gehen oder Treppensteigen deutlich spürbar. Im letzten Endstadium IV der COPD sind viele der Betroffenen schließlich rund um die Uhr auf eine Langzeit-Sauerstofftherapie angewiesen - Atemnot wird dann ständiger Begleiter, oftmals schon im Ruhezustand, während das Gehen nur mehr mit Rollatoren und anderen Hilfsmitteln möglich ist.
Die Gehgeschwindigkeit von Patienten, die in der Regel beim so genannten 6-Minuten–Gehtest gemessen wird, ist daher ein guter Hinweis darauf, wie schwer COPD-Patienten erkrankt sind und welche Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf besteht. Die Testaufgabe beim 6-Minuten–Gehtest besteht darin, auf einem Rundkurs eine möglichst weite Strecke in sechs Minuten zurückzulegen, wobei jeder Patient das Tempo und Pausen selbst bestimmen kann. Um zu messen, wie der Patient die Belastung toleriert, überprüfen Ärzte dabei Werte wie Puls, Blutdruck, sowie Sauerstoffsättigung und Kohlendioxidgehalt des Blutes.
Allerdings benötigt man zur Durchführung des 6-Minuten-Gehtest genügend Platz für einen Rundkurs, über den freilich nicht jede Praxis verfügt. Auch unter beengten Platzverhältnissen gut durchführbar ist hingegen ein Stuhl-Aufstehtest, der bislang vor allem für geriatrische Patienten etabliert ist: Der sog. 5-repetition-sit-to-stand-test (5STS), der misst, wie schnell ein Patient fünfmal hintereinander aus dem Sitzen heraus von einem Stuhl aufzustehen mag. Mithilfe dieses Aufstehtests lassen sich COPD-Patienten, die ein hohes Risiko für eine Krankheitsverschlechterung (Exazerbation) und Klinikbehandlung haben, mit einiger Sicherheit erkennen. Das berichten Forscher aus Australien, die eine Studie mit rund 700 COPD-Patienten im Alter zwischen 40 und 90 Jahren durchgeführt haben (siehe Chronic Obstructive Pulmonary Disease 2020, Band 7/1, Seite: 13-25).
Ob ältere Patienten ihren Alltag möglicherweise bald nicht mehr alleine bewältigen können und wie hoch ihr Mortalitätsrisiko ist, wird in der Geriatrie gewöhnlich mit dem sog. Short Physical Performance Battery Test (SPPB-Test) abgeschätzt. Dieser SPPB-Test besteht aus drei Testverfahren, die das Gleichgewicht beim Stehen (standing balance), die Gehgeschwindigkeit (Dauer, in der 4 Meter zurückgelegt werden) und die Beinkraft des Patienten (5STS) überprüfen.
Die Studienautoren sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Aussagekraft des alternativen SPPB-Testverfahren aus der Geriatrie gut mit der des der 6-Minuten-Gehtests übereinstimmt. Insofern sei es empfehlenswert, den SPPB-Test auch bei COPD-Patienten durchzuführen, um ihre Fitness und körperliche Belastbarkeit einschätzen zu können. Allerdings könne auch schon der Stuhl-Aufstehtest (5STS) alleine einen guten, ersten Hinweis geben, da er unter den drei Testverfahren unterschiedliche Fitnesslevels am besten diskriminiere und damit am aussagekräftigsten sei. Wer in seiner Praxis keinen Platz für einen 6-Minuten-Gehtest hat, könne sich also für eine erste Einschätzung der körperlichen Fitness seiner COPD-Patienten auch mit dem Stuhl-Aufstehtest (5STS) behelfen.