Auch junge und gut trainierte Bergsteiger sollten in großen Höhen unbedingt die empfohlenen Ruhezeiten einhalten. „Denn ein schneller Aufstieg in große Höhen birgt Gefahren“, warnt Prof. Peter Bärtsch, Ärztlicher Direktor der Abteilung Sportmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg. „Der beste Schutz vor Höhenkrankheiten ist ein langsamer Aufstieg. Ab einer Höhe von 2.500 Metern sollten Bergsteiger täglich nicht mehr als 300 bis 500 Meter erklimmen.“ Sonst können Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstseins- und Gleichgewichtsstörungen auftreten. Solche, durch höhebedingten Sauerstoffmangel ausgelösten Beschwerden könnten jeden treffen - auch junge Sportler, die sich häufig allein auf ihre Fitness verlassen. Das wissen Bärtsch und seine Kollegen aus Erfahrung, da sie mit einem Krankenhaus in Nepal kooperieren, in dem viele Höhenkranke zur Erstversorgung eintreffen. „Das sind häufig junge Bergsteiger, die sich auf ihre gute körperliche Verfassung verlassen und die empfohlenen Ruhezeiten nicht einhalten“, berichtet Bärtsch. „Die Höhenkrankheit kann aber sogar den Fittesten treffen.“
Darüber hinaus kann der Sauerstoffmangel in großer Höhe auch zu einem Hirnödem führen, weil kleine Blutgefäße im Gehirn platzen. Von dort kann das Blut nicht ohne weiteres abfließen – es sammelt sich im Gewebe, so dass der Druck im Gehirn ansteigt. Nach Angaben von Bärtsch kann dies innerhalb von 24 Stunden zu Koma und Tod führen. In Höhen zwischen 4.000 und 5.500 Metern sind zwischen 0,5 und 1,5 Prozent der Bergsteiger betroffen. 40 Prozent der Erkrankten überleben einen solchen Anfall nicht.
Mit Hilfe der Magnetresonanztomografie(MRT), die Gewebestrukturen detailliert darstellt - hat Bärtsch in Zusammenarbeit mit Neuroradiologen aus Göttingen und Erlangen überlebende Betroffene, die ein Hirnödem erlitten hatten, untersucht. Bei allen Bergsteigern waren im so genannten Balken - der Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften - Eisenablagerungen als Zeichen von Mikroblutungen zu finden, obwohl die Hirnschwellung bereits zwischen zwei und 31 Monate zurücklag und die Sportler keinerlei Beschwerden mehr verspürten. Mit dieser im Journal of Cerebral Blood Flow & Metabolism (2008, Band 28, Seite 1635-1642) veröffentlichten MRT-Methode lassen sich somit besonders gefährdete Bergsportler identifizieren, da sich bei dieser Untersuchung unterscheiden lässt, ob ein Patient tatsächlich unter einem lebensgefährlichen Höhenhirnödem gelitten hat oder lediglich unter einer schweren Form der Bergkrankheit, die mit den gleichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit einhergeht, aber als eine Vorstufe des Höhenhirnödems angesehen wird, wenn noch keine Mikroblutungen im Gehirn auftreten. Risikopatienten, die bereits ein Hirnödem erlitten haben, rät Bärtsch, bei weiteren Bergtouren besonders langsam und vorsichtig aufzusteigen und eventuell vorbeugend Medikamente einzunehmen.
Der Auslöser von Höhenkrankheiten ist immer Sauerstoffmangel. Warum aber in schweren Fällen die Gefäße offenbar leck schlagen und Mikroblutungen auftreten, ist noch nicht geklärt. Bei einer dritten Art von Höhenkrankheit - dem Höhenlungenödem - hat man ebenfalls Hinweise auf kleine Blutungen gefunden.