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Hilft Backpulver bei schwerem Asthmaanfall?

Asthmaanfälle können so lebensbedrohlich verlaufen, dass die betroffenen Patienten beatmet werden müssen. Dies könnte eine Infusion mit Natriumhydrogencarbonat – eine Substanz, die wir als Backtreibmittel kennen - in manchen Fällen möglicherweise verhindern.

Während eines schweren Asthmaanfalls kann es zu verschiedenen, lebensbedrohlichen Komplikationen kommen, wie zum Beispiel zu einer Azidose . Eine solche Übersäuerung des Blutes führt oft zu folgendem: Das Herz schlägt weniger stark, die Wirksamkeit der eingesetzten Asthma-Medikamente (so genannte Bronchodilatoren ) ist herabgesetzt, die Atmung ist beschleunigt und abgeflacht. Dagegen kann aber möglicherweise eine Substanz, die wir vom Backen kennen, weil sie zum Beispiel in Backtreibmitteln enthalten ist, Abhilfe schaffen - nämlich das so genannte Natriumhydrogencarbonat. Das berichten Niederländische Forscher vom „Erasmus MC-Sophia Children’s Hospital“ in Rotterdam in der Fachzeitschrift Chest.

„Man weiß schon seit Längerem, dass Natriumhydrogencarbonat eine Verkrampfung der Bronchien, wie sie bei Asthma typisch ist, aufheben kann, so dass die eingesetzten Asthmamedikamente wieder wirken können“, erläutert Dr. Crinne Buysse. „Dennoch hat man den Wirkstoff nur selten verwendet – wohl hauptsächlich aus Angst, die Substanz könnte den Kohlendioxid-Spiegel im Blut der Patienten erhöhen. „Wir hatten jetzt aber die Gelegenheit, die Wirkung dieser Substanz genauer zu untersuchen.“ Buysse und ihre Kollegen werteten die Daten von 73 Kindern aus, die wegen lebensbedrohlichem Asthma in die pädiatrische Intensivstation des Erasmus MC-Sophia Kinderkrankenhauses in Rotterdam eingeliefert wurden. „Bei 17 der Kinder setzte eine Azidose mit hartnäckigen Atembeschwerden ein, die darauf hin eine Infusion mit Natriumhydrogencarbonat bekamen“, berichtet Bysse. „Dessen Wirkung war erfreulich: Die Kohlendioxid-Werte im Blut nahmen nicht zu, sondern ab, wobei sich die Atemprobleme bei allen Patienten erheblich verbesserten – bis auf einen, der dann doch noch zusätzlich beatmet werden musste.“ Insofern können bei der Therapie von schweren Asthma-Anfällen eine ergänzende Behandlung mit Natriumhydrogencarbonat durchaus sinnvoll sein und so manchen Patienten davor bewahren, beatmet werden zu müssen, schlussfolgert Buysse.

Quelle: Chest. (2005), Vol.127, Seite 866-870
Zusammenfassung (abstract)