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Herzmedikamente auch gut für die Lunge?

Lipid senkende Herz-Medikamente wie die Statine können offenbar auch den fortschreitenden Lungenfunktionsverlust bei COPD-kranken Rauchern, die das Rauchen längst aufgegeben haben, abbremsen. Neben dem Verzicht auf das Rauchen wäre das eine wünschenswerte, zusätzliche Therapiemöglichkeit, um die Lebensqualität und Überlebensaussichten von Tabak abstinenten COPD-Patienten zu verbessern.

Charakteristisch für eine Raucherlunge bzw. COPD ist der jährlich fortschreitende Verlust der Lungenfunktion. So sinkt die so genannte Einsekundenkapazität (FEV1) bei Exrauchern, die unter COPD leiden, jährlich um etwa 30 ml. Falls solche Patienten außerdem weiterrauchen, erhöht sich dieser Wert um das 3-fache. Dann nimmt das FEV1 um etwa 90 ml pro Jahr ab. Nur wer das Rauchen konsequent aufhört, kann diesem Verlust entgegenwirken. Nun berichten Wissenschaftler von der Harvard School of Public Health in Boston im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (Band 176, Seite 742-747, 2007) , dass Statine – das sind Medikamente, die Herzpatienten zur Senkung des Cholesterinspiegels verschreiben werden – den Lungenfunktionsverlust von COPD-Patienten offenbar ebenfalls abbremsen können. Das wird auf den anti-entzündlichen und anti-oxidativen Effekt der Lipid senkenenden Statine zurückgeführt. Dabei könnten Ex-Raucher, die bereits seit längerer Zeit (mehr als 10 Jahre) auf Tabak verzichten, offenbar am meisten von den Statinen profitieren.

803 ältere Männer - darunter Langzeitraucher, die das Rauchen schon länger oder zumindest innerhalb der letzten 10 Jahre aufgehört hatten, sowie Nicht-Raucher - nahmen an der vorläufigen und beobachtenden Untersuchung teil und ließen ihre Lungenfunktionswerte zwei- bis viermal (im Untersuchungszeitraum von 1995 bis 2005) messen. Dabei stellte sich heraus, dass der jährliche Lungenfunktionsverlust (FEV1) bei denjenigen, die keine Statine einnahmen, deutlich größer ausfiel: Er sank um etwa 24 ml pro Jahr gegenüber 10 ml pro Jahr bei Patienten, die zusätzlich Statine einnahmen. Dieser Effekt war sowohl bei Rauchern als auch bei Nicht-Rauchern zu beobachten - am stärksten ausgeprägt war er allerdings bei denjenigen Studienteilnehmern, die das Rauchen schon länger aufgegeben (mehr als 10 Jahre) hatten. Neben dem Verzicht auf das Rauchen könnte eine zusätzliche Statin-Einnahme daher möglicherweise für COPD-Patienten, die konsequent auf das Rauchen verzichten, von großem Nutzen sein. Das schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen, räumen aber ein, dass es noch zu früh sei, daraus eine neue Therapieempfehlung abzuleiten. Dazu müsse zunächst eine klinische Untersuchung durchgeführt werden, welche die gemachten Beobachtungen in einem größeren Rahmen bestätigen kann. Bis dahin sollten Statine weiterhin nur auf Grund bestehender kardiovaskulärer Risiken verschrieben und eingenommen werden.