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Helfen Statine auch COPD-Patienten?

Norwegische Forscher haben festgestellt, dass die Sterblichkeit von COPD-Patienten nach einer Verschlechterung ihre Krankheit geringer ist, wenn sie zusätzlich zu Steroiden auch regelmäßig Statine einnehmen. Das könnte aber auch daran liegen, dass viele COPD-Patienten unerkannt an einer gleichzeitigen Herzerkrankung leiden.

COPD ist eine chronische Atemwegserkrankung, die mit einer fortschreitenden Zerstörung des Lungengewebes einhergeht. Typisch sind so genannte Exazerbationen – das heißt schubweise wiederkehrende Phasen, in denen sich die gesundheitliche Verfassung der betroffenen Patienten so stark verschlechtert, dass viele von ihnen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, wobei ihr Sterberisiko in solchen Zeiten steil ansteigt. Jetzt haben Norwegische Wissenschaftler festgestellt, dass COPD-Patienten eine geringere Sterblichkeit aufweisen, wenn sie wegen gleichzeitigen Herz- oder Gefäßproblemen regelmäßig Medikamente gegen erhöhte Blutfettwerte – so genannte Statine – einnehmen. Für die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift European Respiratory Journal veröffentlicht wurde, haben Dr. Vidar Soy Seth und seine Kollegen vom Akershus University Hospital im norwegischen Lorenskog 845 COPD-Patienten in einem durchschnittlichen Alter von über 70 Jahren nach dem Auftreten einer Exazerbation für die Dauer von drei Jahren beobachtet. Nach zwei Jahren waren 333 von ihnen gestorben. Dabei zeichnete sich für Patienten, die in dieser Zeit Statine eingenommen hatten, eine um 43 Prozent geringere Sterberate ab als für Patienten ohne eine solche Therapie. Dieser günstige Effekt der Statin-Therapie war besonders deutlich ausgeprägt, wenn die Betroffenen zusätzlich inhalierbare Corticosteriode (ICS) zur Behandlung ihrer COPD verabreicht bekommen hatten, die das Fortschreiten der Lungenerkrankung bremsen, indem sie die Entzündungsprozesse in den Atemwegen abmildern. Durch eine Kombination dieser Medikamente (Statine & ICS) wurde die Sterberate sogar um 61 Prozent verringert.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die beobachtete größere Überlebensrate darauf zurück zu führen ist, dass viele der Betroffenen unerkannterweise gleichzeitig unter einer koronaren Herzkrankheit leiden. Einerseits können Statine die Sterblichkeit solcher Herzpatienten wirksam senken. Andererseits sind Schätzungen zufolge ungefähr 70 Prozent der Patienten mit COPD gleichzeitig von einer koronaren Herzkrankheit betroffen, wobei dies oft nicht erkannt und daher auch nicht medikamentös behandelt wird. Gerade bei langjährigen Rauchern muss man davon ausgehen, dass sie möglicherweise auch eine koronare Herzkrankheit haben.“, erklärt Dr. John Pittard, Mitgleid der „Primary Care Cardiovascuular Society“. „Statine können die Lebensqualität und Überlebensaussichten mit einer solchen Herzerkrankung verbessern, was auch die größere Überlebensrate der COPD-Patienten mit Statin-Therapie in dieser Studie erklären würde.“ Möglicherweise wirke sich auch der entzündungshemmende Effekt der Statine direkt günstig auf die Lungen der Betroffenen aus. Dennoch seien erst noch weitere Untersuchungen erforderlich, bevor man COPD-Patienten nach einer Exazerbation die regelmäßige Einnahme von Statinen empfehlen könne. Bis dahin sollten Ärzte ihre COPD-Patienten aber auf alle Fälle verstärkt darauf hin untersuchen, ob bei ihnen gleichzeitig auch eine koronare Herzkrankheit vorliegt, und diese gegebenenfalls dann entsprechend behandeln.

Quelle: European Respiratory Journal ( 2007), Band 29, Seite 279-283. Zusammenfassung (abstract)