Eine nicht-invasive Heimbeatmung kann die Überlebenschancen von Patienten mit schwerer hyperkapnischer COPD deutlich erhöhen und ihre körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität erheblich verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle klinische Studie namhafter, deutscher Pneumologen, die von der Deutschen Lungenstiftung (DLS) mit 75.000 Euro gefördert wurde (siehe Lancet Respiratory Medicine, Online-Vorabveröffentlichung am 24.7.14). „COPD-Patienten müssen aufgrund ihrer chronischen Atemwegsverengung ständig gegen einen erhöhten Widerstand atmen, so dass ihre Atemmuskulatur überlastet ist - man spricht auch von einer Atemmuskelinsuffizienz“, erläutert Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der DLS. Infolge der überanstrengten Atempumpe wird die mechanische Atemtätigkeit der Patienten flacher und der Gasaustauch in der Lunge (also Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe) ist beim Atmen entsprechend eingeschränkt. Insbesondere das Kohlendioxid kann nicht mehr ausreichend abgeatmet werden: Es reichert sich im Blut an und führt zu einer Übersäuerung (respiratorische Azidose). Mediziner sprechen auch von einer Hyperkapnie. Gleichzeitig verursacht die reduzierte Atemtätigkeit einen Sauerstoffmangel im Blut. Werden solche Patienten für mindestens sechs Stunden (idealerweise während des Nachtschlafs) über eine abnehmbare Atemmaske (d.h. nicht-invasiv) so beatmet, dass die Eigenatmung nahezu unterdrückt wird, kann sich die überlastete Atemmuskulatur wieder erholen und Energie (Glykogen) tanken. „Dank der Wiederauffüllung der Energiespeicher kann die Atempumpe dann auch tagsüber erheblich mehr leisten, was die körperliche Belastungsfähigkeit und Lebensqualität der Patienten deutlich steigert“, erklärt Prof. Morr.
Wertvoller Therapiebestandteil, der das Sterberisiko um 76 Prozent verringertBei der Untersuchung handelt es sich um die bislang größte publizierte, klinische Studie über die Effekte der nicht-invasiven Heimbeatmung, an der 195 Patienten aus 36 Lungenzentren in Deutschland und Österreich teilgenommen haben. Unter Federführung von Dr. Thomas Köhnlein (der während der Studie an der medizinischen Hochschule Hannover tätig war und seit Mai 2014 Chefarzt am Klinikum St. Georg in Leipzig ist) konnte gezeigt werden, dass eine dauerhaft über mindestens sechs Stunden durchgeführte Maskenbeatmung, die eine Verringerung des Kohlendioxidgehalts im Blut um 20 Prozent erzielt, das Sterberisiko von Patienten mit schwerer hyperkapnischer COPD um 76 Prozent verringert. „Ohne nicht-invasive Beatmung starben 33 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres – in der Beatmungsgruppe aber nur 12 Prozent“, berichtet Prof. Morr. „Die Daten liefern somit ein solides Fundament dafür, dass die nicht-invasive Heimbeatmung ein wertvoller Therapiebestandteil ist, der das Leben der Patienten erheblich verlängert und ihre körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität nachhaltig verbessert.“ Die einzige unerwünschte Nebenwirkung der Therapie war ein Hautausschlag im Gesicht, der bei 14 Prozent der Patienten auftrat, aber durch einen Wechsel der Beatmungsmaske wieder behoben werden konnte. Grundsätzlich stehen verschiedene Maskentypen zur Verfügung, so dass die nicht-invasive Beatmung individuell optimiert und in den meisten Fällen ohne Beschwerden durchgeführt werden kann.
Quelle: äin-red
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