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Heftige Grippewelle durch aggressives Brisbane-Virus erwartet

In dieser Grippesaison tritt offenbar vermehrt das so genannte „Brisbane-Virus“ auf - ein Influenza-A-Virus vom Subtyp H3N2, das in der Vergangenheit bereits besonders heftige Grippewellen verursacht hat. Es gibt andererseits immernoch die Möglichkeit, sich mit einer Grippeimpfung zu schützen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin.

In Deutschland ist erstmals in diesem Winter ein Todesfall durch die echte Virusgrippe bekannt geworden. Nach Angaben des Uniklinikums Ulm ist am 8. Januar eine 46-jährige Frau an Influenza gestorben. Bei einem Influenza-Schnelltest wurde eine Infektion mit einem Influenza A-Virus nachgewiesen. Ob es sich um den aggressiven Subtyp H3N2 handelt, wird derzeit noch untersucht. Die 46-Jährige war zuvor von einem anderen Krankenhaus auf die Intensivstation des Uniklinikum Ulm verlegt und dort mit antiviralen Medikamenten behandelt worden. Der Pressesprecher des Uniklinikums, Jörg Portius, wies darauf hin, dass bei der Frau noch eine zweite Erkrankung vorgelegen habe. Um welche Erkrankung es sich dabei handelt, wurde nicht mitgeteilt. „Für Patienten mit einer chronischen Erkrankung und auch für ältere Menschen ist die Influenza besonders gefährlich, weil bei ihnen das Immunsystem geschwächt ist“, warnt Prof. Bernd Schönhofer von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). „Bei dieser Risikogruppe treten die meisten der durch eine Grippe verursachten Todesfälle auf. Aber auch bei jüngeren gesunden Menschen kann eine Influenza zu einem schweren Krankheitsverlauf führen, der eine stationäre Behandlung erforderlich macht, und im Extremfall sogar tödlich endet. Deshalb raten wir grundsätzlich zur , betont der Leiter der Klinik für Pneumologie und internistische Intensivmedizin am Krankenhaus Oststadt-Heidehaus in Hannover.

H3N2-Virus verursacht häufig schwere Krankheitsverläufe

In dieser Grippesaison zirkuliert vor allem das so genannte „Brisbane-Virus“, ein Influenza A H3N2-Virusstamm. Laut Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin wurde bislang bei rund 90 Prozent der Influenzanachweise das „Brisbane-Virus“ nachgewiesen. Der Erreger hatte bereits im Jahr 2007 in Australien eine schwere Grippeepidemie ausgelöst, der auch Kinder zum Opfer fielen. Derzeit grassiert der Erreger vor allem im Nordwesten und Westen Deutschlands. Auch in anderen europäischen Ländern breitet sich das „Brisbane-Virus“ rapide aus. England beispielsweise erlebt die schlimmste Grippeepidemie seit 10 Jahren. In Österreich ist aufgrund der sprunghaft angestiegenen Influenzafälle und der damit einhergehenden hohen Nachfrage nach der Grippeimpfung kaum noch Impfstoff verfügbar. „Wird eine Grippesaison von Influenza A H3N2-Viren dominiert, wie sich das jetzt für den laufenden Winter abzeichnet, kommt es häufig zu besonders heftigen Grippewellen mit überdurchschnittlich vielen Infektionen, schweren Krankheitsverläufen, grippebedingten Krankenhauseinweisungen und Todesfällen. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder beobachtet, dass Influenza A-H3N2-Viren besonders aggressiv sind “, erläutert Schönhofer. „Vermutlich ist die Fähigkeit des H3N2-Virus, vergleichsweise starke Influenzawellen auslösen zu können, unter anderem auf seine hohe Mutationsrate zurückzuführen. Auch die letzte große Grippe-Pandemie von 1968 – bekannt als Hongkong-Grippe – wurde durch einen Influenza A-H3N2-Virusstamm ausgelöst.

Jetzt Grippeschutzimpfung zum Schutz vor Brisbane-Virus empfohlen

Wie stark die laufende Grippesaison werden wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Es gibt allerdings eindeutige Hinweise, wie beispielsweise die Situation in anderen europäischen Ländern, der vergleichsweise frühe Start der Grippesaison und das Vorherrschen des Influenza A-H3N2-Virus, die auf eine beginnende heftige Grippewelle hindeuten. „In den nächsten Wochen müssen wir bundesweit mit einer deutlichen Zunahme der Erkrankungszahlen durch Influenza rechnen. Der Höhepunkt der Welle könnte in drei bis vier Wochen erreicht werden. Die Zahl der Influenza-Infektionen kann dann noch über Wochen auf einem hohen Niveau verharren“, so Schönhofer. „Jetzt ist vermutlich die letzte Gelegenheit, sich noch rechtzeitig mit einer Grippeimpfung vor der Influenza zu schützen. Nach der Impfung dauert es etwa 10 bis 14 Tage, bis der Immunschutz vollständig aufgebaut ist. Der diesjährige Impfstoff schützt auch ganz gezielt vor dem derzeit grassierenden aggressiven Brisbane-Virus.“