Kinder, die vier Wochen nach einer akuten Atemwegserkrankung weiterhin husten, leiden oft unter einer ernsteren Erkrankung der Atemwege. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle australische Studie (siehe Archives of Disease in Childhood, Online-Veröffentlichung am 16. August 2017), wie Dr. Kerry-Ann F. O'Grady von der Queensland University of Technology in Brisbane und ihre Kollegen berichten. So waren fast ein Drittel (30,8%) der an der Studie teilnehmenden Kinder, die wegen eines chronischen Hustens nach einer akuten Atemwegserkrankung von einem Lungenfacharzt (Pulmologen) untersucht wurden, von einer Erkrankung der Lunge betroffen - und bei fast der Hälfte der Kinder (47,0%) hatte sich eine langwierige bakterielle Bronchitis entwickelt.
Ein langanhaltender Husten könne oft das einzige Symptom für eine chronische Atemwegserkrankung sein. Unbehandelt könne ein chronischer Husten unter bestimmten Bedingungen zu irreversiblen Lungenschäden und chronischen Lungenerkrankungen führen, warnen die Autoren der Studie. Darüber hinaus beeinträchtigt ein chronischer Husten die Lebensqualität und bedeute Stress für die Eltern, erklären die Forscher.
Atemwegsinfektionen zählen bei Kindern zu den häufigsten Gründen für eine Vorstellung beim Kinder- und Jugendarzt, im kinderärztlichen Notdienst oder bei einem anderen (Fach-)Arzt. Bei zwei von zehn Kindern wird eine Wiedervorstellung beim Arzt aufgrund des Hustens erforderlich.
An der Untersuchung nahmen 839 Kinder unter 15 Jahre (mittleres Alter, 2,3 Jahre) teil, die eine große pädiatrische Notfallambulanz wegen Hustenproblemen besucht hatten. Von der Teilnahme ausgeschlossen wurden Kinder mit chronischer Lungenkrankheit (außer Asthma) und / oder Immunschwäche sowie diejenigen, die bestimmte immunmodulierende Medikamente 30 Tage vor dem Besuch der Notfallaufnahme verwendet hatten. Die meisten der Kinder (n = 627; 74,8%) hatten vor Studienbeginn weniger als eine Woche gehustet.
Ein Fünftel (171; 20,4%) der Kinder hustete am 28. Tag immer noch, d.h. der Husten hielt vier Wochen lang an. Unter den Kindern mit chronischem Husten wurden 117 von einem pädiatrischen Pulmologen untersucht. In der Gruppe von Kindern, die sich nicht beim Pulmologen vorgestellt hatten, hörte bei 13 Kindern der Husten von alleine auf, bevor sie näher untersucht werden konnten. Bei zwei Kindern konnte aufgrund des Nasensektrets, von dem zu Beginn der Studie bei allen Kindern eine Probe genommen wurde, Keuchhusten nachgewiesen werden. Bei einem Kind wurde Mycoplasma pneumoniae gefunden – ein Bakterium, das Entzündungen der Atemwege verursacht. Die restlichen Kinder unter den 171 länger hustenden Probanden brachen die Teilnahme an der Studie aus anderen Gründen ab.
Bei den Kindern, die in der Praxis eines Lungenfacharztes vorstellig geworden waren, konnten bei 36 Kindern (30%) erstmals eine chronische Erkrankung der Atemwege festgestellt werden. Eine langwierige bakterielle Bronchitis war dabei die häufigste Diagnose (n = 55/117; 47,0%), und 37 von 117 (31,6%) der Kinder erhielten sogar mehr als eine Diagnose. Vierzehn Kinder zeigten wiederkehrende Infekte der oberen Atemwege und vier hatten eine Lungenentzündung. Bei vier Kindern wurden Atemstörungen diagnostiziert, diese waren bei drei Kindern zuvor nicht bekannt gewesen.
Vierzig Kinder (34,2%) hatten eine oder mehrere chronische Atemwegserkrankungen. Unter ihnen litten 17 (14,5%, neun waren neue Diagnosen) unter Asthma, 13 (11,1%, 12 waren neue Diagnosen) unter Tracheobronchomalazie (einer Erschlaffung der Luftröhre aufgrund eines zu weichen Knorpels in der Luftröhre), vier (3,4%) litten unter obstruktiver Schlafapnoe, vier (3,4%) unter Schluckstörungen und vier (3,4%) unter Bronchiektasen (chronische Entzündungsherde in Aussackungen der Bronchien).
Die Studie deutet darauf hin, dass ein über vier Wochen hinaus anhaltender Husten bei Kindern immer ärztlich untersucht werden sollte. Akuter Husten wird in der Regel von Viren verursacht, chronischer Husten ist hingegen öfter bakteriell bedingt und kann andere, abzuklärende Ursachen haben.