In Deutschland ist die Zahl der Hantavirus-Erkrankungen bei Menschen nach Erhebungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. 2005 sei die Zahl mit bundesweit 448 gemeldeten Fällen mehr als doppelt so hoch gewesen wie im Schnitt der vier Vorjahre, berichtet das RKI in einer aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletin.
Hanta-Erkrankungen kamen lange Zeit vor allem in der Eifel, auf der Schwäbischen Alb und in Unterfranken vor. 2005 traten sie dann erstmals auch verstärkt in Großstädten auf, vor allem in Nordrhein- Westfalen. Zumeist waren Männer mittleren Alters betroffen.
Was ist der Grund?
Der Grund für die gestiegene Zahl der vor allem von Mäusen übertragenen Infektionskrankheit ist laut RKI in erster Linie ein natürlicher: Alle zwei bis vier Jahre komme es in Europa zu einem zyklischen Anstieg der Nagetierdichte - die Mäuse seien dann auch häufiger infiziert. 2005 gab es einen solchen „Mäuseboom“, weil es im Vorjahr ein Nahrungsüberangebot für die Nager gegeben hatte. Künftig sollten Gesundheitsämter diese Entwicklung aufmerksam verfolgen und die Ärzte der Region gezielt informieren, fordert das RKI.
Wer ist besonders gefährdet?
Nach dem Hochschnellen der Erkrankungszahlen im Vorjahr hat das RKI in einer gesonderten Studie die Risikofaktoren untersucht: Infektionsgefährdet sind insbesondere Personen, deren Lebens- und Arbeitsbedingungen einen Kontakt zu infizierten Nagern und deren Exkrementen begünstigen oder die in direktem Kontakt mit dem Virus stehen, z.B. Waldarbeiter, Beschäftigte im Bauwesen, in der Landwirtschaft und Laborpersonal.
Besonders gefährdet seien auch Menschen, die weniger als 100 Meter vom Waldrand oder Stadtwald entfernt wohnen oder die Mäuse in ihrer näheren Umgebung bemerkt haben.
Wie kann man sich schützen?
Aktuell stehen weder ein zugelassener Impfstoff noch eine spezifisch gegen den Erreger gerichtete Therapie zur Verfügung. Daher sind vorbeugende Maßnahmen die wichtigste Methode zur Verhütung von Hantavirus-Infektionen. Der wirksamste Schutz vor einer Infektion besteht darin, jeden Kontakt mit den Ausscheidungen von Nagetieren zu vermeiden. Im Umfeld menschlicher Wohnbereiche (insbesondere Keller, Dachböden, Schuppen etc.) sollten Mäuse und Ratten intensiv bekämpft und die allgemeinen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Wichtig ist dabei auch, auf eine sichere Aufbewahrung von Lebensmitteln zu achten. In von Mäusen verunreinigten Räumen und beim Umgang mit toten Nagetieren sollten bestimmte Schutzmaßnahmen eingehalten werden, z.B. könne eine mögliche Staubentwicklung in kontaminierten Bereichen durch Befeuchten vermieden werden. Bei dennoch auftretender Staubentwicklung sollten Atemschutzmasken und Handschuhe getragen werden. Vor der Entsorgung von Mäusekadavern und Exkrementen sollten diese mit Desinfektionsmittel benetzt werden.
Quelle: Robert Koch-Institut
Epidemiologische Bulletin (2006) Nr. 40, Seite 341, Merkblatt