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H5N1-Virus bei Schweinen - Gefahr einer Grippe-Pandemie nimmt zu

Zum ersten Mal ist eine H5N1-Infektion jetzt auch bei Schweinen in Indonesien nachgewiesen worden. Was sehr bedenklich ist, da sich Schweine auch mit menschlichen Grippe-Viren anstecken können, so dass Vogelgrippe-Viren auf menschliche Influenza-Viren treffen und ihre Gene vermischen könnten. Auf diese Weise könnte sich ein Pandemie-Virus entwickeln...

In Indonesien ist das gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 bei Schweinen festgestellt worden. Dies berichten indonesische Wissenschaftler der Tierärztlichen Fakultät an der Universität von Udayana in Denpasar, der Hauptstadt der Insel Bali. Das Virus entdeckten Studenten der Fakultät bei zwei von insgesamt 20 erkrankten Schweinen, die sie näher untersucht hatten. „Dies ist das erste Mal, dass eine H5N1-Infektion bei Schweinen nachgewiesen wurde und deshalb so bedeutsam, weil Schweine auch mit menschlichen Grippe-Viren angesteckt werden können,“ erklärt Prof. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie der Universitätsklinik in Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten. „Schweine gelten als so genannter Mischorganismus – in ihnen können Vogelgrippe-Viren auf menschliche Influenza-Viren treffen und ihre Gene mischen. Daraus könnte ein Pandemie-Virus entstehen, das die Gefährlichkeit des H5N1-Virus besitzt und – im Gegensatz zu diesem – außerdem von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Diese Gefahr, die von Medizinern und Wissenschaftlern bislang nur als mögliches Szenario diskutiert wurde, ist mit dem Fund in Indonesien jetzt ganz real.“

Bedrohlich: Enges Zusammenleben von Mensch und Tier
Schweine, Geflügel und Menschen leben in Südostasien auf engstem Raum zusammen - eine gefährliche Konstellation. Da es noch Jahre dauern wird, bis in dieser Region die Vogelgrippe zurückgedrängt werden kann, muss mit weiteren H5N1-Infektionen bei Schweinen gerechnet werden. Zudem wird durch den engen Kontakt zwischen Mensch und Tier die Übertragung von menschlichen Grippe-Viren auf Schweine erleichtert. In ihrem Bericht haben die indonesischen Wissenschaftler bereits angekündigt, ihre Untersuchungen zu verstärken. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, wie leicht und unter welchen Umständen das Virus auf Schweine überspringt. „Die Entwicklung in Indonesien gilt es ganz genau zu beobachten“, so Prof. Wutzler. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Risiken für eine Grippe-Pandemie durch den Nachweis des H5N1-Virus bei Schweinen weiter zugenommen haben.“ Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe Ende 2003 warnen Experten vor der Entstehung eines Pandemie-Virus, das eine weltweite Grippe-Epidemie mit Millionen Toten verursachen könnte.

In Risikogebieten Kontakt mit Geflügel meiden
Neben Schweinen kann auch der menschliche Körper zu einem „wandelnden Mischgefäß“ für ein kombiniertes Virus werden, wenn er sich mit Vogelgrippe infiziert und gleichzeitig mit dem normalen Influenza-Grippevirus ansteckt. „Auch in diesem Fall besteht die Gefahr, dass ein solches kombiniertes Virus direkt von Mensch zu Mensch übertragbar wird. Eine Grippe-Pandemie, an der Millionen Menschen sterben würden, wäre dann ebenso unausweichlich“, warnt Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP) und niedergelassener Lungenfacharzt im Lungenzentrum Augsburg. „In Risikogebieten müssen wir daher dringend davon abraten, in engeren Kontakt mit Geflügel zu treten. So sollten zum Beispiel Asienreisende in Gebieten mit gehäuften Vogelgrippefällen keine Geflügelmärkte oder Zoos besuchen. Außerdem ist eine Grippe-Impfung insbesondere auch für Reisende in Vogelgrippegebieten empfehlenswert. Zwar schützt diese nicht gegen Vogelgrippe, sie kann aber die Gelegenheiten zum Kontakt bzw. Gen-Austausch zwischen Influenza- und Vogelgrippeviren im menschlichen Körper verringern und damit die Gefahr einer Pandemie herabsetzen.“

Detaillierte Vogelgrippekarte informiert über aktuelle Ausbrüche und Risikogebiete
Der Bundesverband der Pneumologen (BdP) hat ab sofort die weltweit erste, interaktive Vogelgrippe-Karte im Internet auf seinem Patienteninformationsportal www.lungenaerzte-im-netz.de, das er gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) herausgibt, für jedermann einsehbar online gestellt. „Hier kann man sich einen guten Überblick verschaffen, wo in der Welt gehäuft bzw. die meisten Fälle von Vogelgrippe bisher aufgetreten sind – und damit: wo die größten Risikogebiete liegen“, erklärt Hellmann. „So kann der Bewohner einer betroffenen Gegend zum Beispiel nachschauen, wie lange die nach einem Vogelgrippefund ausgewiesenen Sperr- und Beobachtungsgebiete in seiner Umgebung noch gültig sind. Und Reisende, insbesondere auch Urlauber, können sich zur Planung ihres Aufenthalts anhand der aktuellen Ausbrüche von Vogelgrippe bzw. aufgetretener Todesfälle unter Menschen darüber informieren, welche Beschränkungen oder Gefährdungen vor Ort vorliegen bzw. wie sicher das gewählte Reiseziel ist.“

Zahlreiche, informative Details zu jedem Fall übersichtlich dargestellt
In dieser Weltkarte sind alle bisher – also seit dem Ausbruch der Geflügelpest im Frühjahr 2003 – durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldeten und verifizierten Fälle von Vogelgrippe beim Menschen registriert. Außerdem verzeichnet die Karte, die auch weiterhin fortlaufend aktualisiert wird, alle weiteren Funde von mit dem Vogelgrippevirus infizierten Tieren, die von den Behörden der betroffenen Länder gemeldet werden. Dabei werden in der auf verschiedenen Vergrößerungsstufen ansteuerbaren Karte übersichtlich für jeden einzelnen Fall die folgenden Angaben vermerkt:
• welche Spezies betroffen ist - ob Mensch oder Wildvogel bzw. ein anderes Wildtier, oder aber Tiere aus Zuchtbetrieben bzw. Zoos;
• ob es sich um eine Infektion oder einen Todesfall handelt;
• welches Virus nachgewiesen wurde – das hochpathogene H5N1 oder eine weniger krankheitserregende Virenart;
• Datum und Fundort unter Angabe der GPS-Koordinaten;
• zusätzliche Informationen über die näheren Umstände des betreffenden Falles - wie zum Beispiel Hinweise darauf, wie und wo sich der Betreffende zuvor angesteckt haben könnte.

Auf unserem Patienteninformationsportal www.lungenaerzte-im-netz.de finden Sie weitere, ausführliche Informationen über Vorsichtsmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten von Vogelgrippe und Influenza.. Informationen zur aktuellen Situation der Grippesaison sowie zu Risikogruppen in Deutschland und zur Grippeimpfung bietet www.grippeinfo.de.