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Größere Chancen bei fortgeschrittenem Lungenkrebs

Eine Immuntherapie mit dem Antikörper Pembrolizumab verbessert die Überlebenschancen bei fortgeschrittenem Lungenkrebs. Darauf weist das Deutsche Zentrum für Lungenforschung e.V. hin.

Deutliche Verbesserungen für die Therapie dürfen Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs erwarten. Dies ist das vielversprechende Ergebnis einer klinischen Studie, in der der Antikörper Pembrolizumab auf Wirksamkeit getestet wurde (siehe New England Journal of Medicine 2016, Band 375, Seite:1823-1833).

Lungenkrebs ist die Krebsart mit den meisten Sterbefällen und gleichzeitig die vierthäufigste Todesursache in Deutschland. Dabei unterscheidet man den „nicht-kleinzelligen Lungenkrebs“ (abgekürzt NSCLC aus dem Englischen non small cell lung cancer) und den „kleinzelligen Lungenkrebs“. Rund 80 Prozent der Lungenkrebserkrankten ist vom NSCLC betroffen. Dieser bildet oft frühzeitig Tochtergeschwulste (d.h. er metastasiert) und geht aufgrund fehlender Behandlungsmöglichkeiten mit einer hohen Sterberate einher.

Die Therapie des Lungenkrebses wird zurzeit durch Immuntherapien mit Antikörpern revolutioniert. Diese wirken gezielter und haben weniger Nebenwirkungen als Standard-Chemotherapeutika. Daher waren die Erwartungen an die Ergebnisse der aktuellen Studie (Phase-III-Studie „KEYNOTE-024“) hoch. Ansatzpunkt der Studie war das Protein PD-1 (programmed cell death-1), welches auf so genannten T-Zellen vorkommt. T-Zellen sind im Immunsystem dafür zuständig, körperfremde Strukturen zu erkennen. Tumorzellen unterlaufen diese Kontrolle, indem sie das Molekül PD-L1 bilden, das an PD-1 bindet und somit die T-Zell-Funktion unterdrückt. PD-1 und PD-L1 sind also gemeinsam dafür verantwortlich, dass Tumore der Erkennung durch das Immunsystem entgehen.

Der in der Studie eingesetzte Antikörper Pembrolizumab erkennt das Protein PD-1 und verhindert, dass es an PD-L1 bindet. Im Gegensatz zu früheren Studien (z. B. mit dem Antikörper Nivolumab) wurden mit Pembrolizumab nur diejenigen Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) behandelt, bei denen die Tumorzellen sehr viel PD-L1 aufwiesen.

Das Ergebnis ist vielversprechend: Pembrolizumab ist der Standard-Therapie mit Chemotherapeutika in allen Wirksamkeitskriterien überlegen. Die Patienten lebten insgesamt länger, zeigten über eine längere Periode kein Fortschreiten der Erkrankung und hatten zudem weniger schwere Nebenwirkungen. Darüber hinaus sprachen ihre Tumore besser und länger auf die Antikörpertherapie an als auf Chemotherapeutika. Lediglich Nebenwirkungen, die das Immunsystem betrafen, traten etwas häufiger auf.

Ein Ziel der Forschung ist es, genauer auf den Patienten zugeschnittene Behandlungen zu entwickeln („Personalisierte Medizin“). Diese spezifischen Therapien haben den Vorteil, dass sie oft nebenwirkungsärmer sind. Folgerichtig werden Patienten heute vor Behandlungsbeginn genauer genetisch typisiert und die Proteinexpression ihrer Tumore detaillierter untersucht. So kann man Patienten identifizieren, die bestimmte Mutationen – beispielsweise im EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) – aufweisen, und sie anschließend mit auf diesen Rezeptor zugeschnittenen Tyrosin-Kinase-Inhibitoren behandeln. Allerdings ist die Zahl der Patienten mit solchen Genmutationen zum Teil klein.

Im Gegensatz dazu wurde bei 30 Prozent der untersuchten Patienten eine hohe PD-L1-Expression gefunden. Das heißt, dass für knapp ein Drittel aller Patienten mit metastasiertem NSCLC nun eine verbesserte Behandlungsmethode mit Pembrolizumab vorliegt. „Diese Möglichkeit wird Diagnostik und Therapie von nicht vorbehandelten Patienten mit Lungenkrebs grundsätzlich verändern“, meint Erstautor Prof. Martin Reck von der LungenClinic Grosshansdorf. „Patienten mit einer hohen PD-L1-Expression müssen so früh wie möglich identifiziert werden, da wir für sie nun eine substanziell bessere Therapiemöglichkeit haben“, so der Onkologe. Es wird erwartet, dass die Zulassung von Pembrolizumab in den nächsten Monaten erfolgt.

Quelle: Deutsches Zentrum für Lungenforschung e.V.