Schleim und andere Sekrete der Luftwege, die freigesetzt werden, wenn eine Person mit Grippe hustet oder ausatmet, schützen einer Studie von Forschern der University of Pittsburgh zufolge das Virus in der Luft (siehe Journal of Infectious Diseases, Online-Veröffentlichung am 7.6.2018). Die Luftfeuchtigkeit spielt dabei laut einem Test keine Rolle. Damit widersprechen die Forschungsergebnisse langjährigen Studien, die davon ausgegangen waren, dass das Virus früher abgebaut und inaktiviert wird, wenn die Luftfeuchtigkeit zunimmt.
Grippeviren treten jeden Winter bei gemäßigtem Klima auf, wenn die Menschen im Inneren von Häusern in engeren Kontakt kommen und so eine Ausbreitung erleichtert wird. Die Luftfeuchtigkeit ist in Gebäuden, die im Winter geheizt werden, jedoch auch deutlich geringer. Frühere Experimente mit einem aerosolisierten Grippevirus haben gezeigt, dass eine mittlere bis hohe Luftfeuchtigkeit das Virus deaktivierte. Daher wurde angenommen, dass die trockene Winterluft eine schützende Wirkung hatte, die auch das Virus gedeihen ließ.
Diese Annahme wollten die Forscher mit einem Test in künstlichen Praxisbedindungen testen. Sie überprüften, wie lange das Grippevirus, wenn es von einem Patienten abgegeben wird, unter typischen Raumbedingungen bei verschiedener Luftfeuchtigkeit überlebt. Das Team entwickelte eine Drehtrommel aus Metall, die Aerosole freisetzt und dabei eine konstante relative Luftfeuchtigkeit beibehält.
Die Experten kombinierten Proben von Sekreten der menschlichen Atemwege mit dem Grippestamm H1N1, der 2009 pandemisch war, aerosolisierten die Mischung und sprühten sie in die Trommel. Eine vergleichbare Mischung wird auch von einem kranken Menschen in den Raum abgegeben. Die Trommel wurde mit Spezialfiltern ausgestattet, um eine Freisetzung des Virus zu verhindern. Der Test wurde in einer Biosicherheitskammer durchgeführt.
Das Team ließ die Trommel eine Stunde laufen. Das entspricht in Etwa der Zeit, die Luft in Wohnräumen und Gebäuden verbleibt, bevor sie nach außen gelangt. Dieser Test wurde bei sieben verschiedenen Graden von Luftfeuchtigkeit durchgeführt. Sie entsprachen einem trockenen Klima, geheizten Räumen im Winter, Räumen während der wärmeren Jahreszeiten sowie regenreichem und tropischem Klima. „Das Virus war bei allen Arten von Luftfeuchtigkeit gleich ansteckend. Die Sekrete der Atemwege schützten das Virus zumindest so lange, wie es braucht, um in einem typischen Zuhause die meiste Luft auszutauschen“, berichtet Studienautorin Seema S. Lakdawala.
Lakdawala zufolge ist es sehr wichtig, die Praxisbedingungen bei der Feststellung der Infektiosität von auftretenden Viren nachzuahmen. „Das hat kritische Auswirkungen, wenn Gesundheitsorganisationen Möglichkeiten zur Eindämmung der Ausbreitungen von Infektionen entwickeln. Das gilt vor allem bei Pandemien.“
Quelle: pressetext