Nachdem der Grippeimpfstoff in Deutschland in den vergangenen Wochen vielerorts knapp geworden war, scheint der Engpass jetzt überwunden. Nach Angaben des zuständigen Bundesamtes für Sera und Impfstoffe (Paul-Ehrlich-Institut) wurden in den letzten Tagen 4 Millionen Dosen für Deutschland freigegeben. In vielen Apotheken ist der Impfstoff jetzt wieder ausreichend vorhanden. Experten vermuten, dass neben einer zeitlichen Verzögerung bei der Auslieferung eines Teils des diesjährigen Grippe-Impfstoffes eine erhöhte Nachfrage nach Schutzimpfungen gegen Influenza den vorübergehenden Impfstoffmangel verursacht hat. „Viele Menschen sind durch die Berichterstattung über die Vogelgrippe und eine möglicherweise bevorstehende weltweite Grippeepidemie verunsichert. Nach allem was wir wissen, kann die herkömmliche Grippeimpfung keinen Schutz vor dem Vogelgrippevirus H5N1 bieten. Sinnvoll ist die Grippeimpfung aber auf jeden Fall“, rät Prof. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie der Universitätsklinik Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV).
Grippewelle kommt noch – Gefahren werden unterschätzt
Das Europäische Überwachungsnetzwerk für Influenza (EISS) hat bisher nur eine sehr geringe Anzahl an echten Grippefällen in Europa registriert. „In den letzten Jahren gab es bereits im Oktober und November in Westeuropa große Grippewellen. Vor allem auf den britischen Inseln starben viele Menschen an den Folgen der Influenza. Einen starken Anstieg an Grippefällen in Deutschland gab es in der Vergangenheit immer erst im Januar und Februar. Glücklicherweise scheint das in dieser Saison wieder so zu sein. Ältere Menschen und Personen, die chronisch krank sind, sollten sich daher jetzt noch impfen lassen“, appelliert Wutzler. „Wer wie diese Menschen einer Risikogruppe angehört, sollte jetzt einen Termin für die Grippeschutzimpfung beim Arzt vereinbaren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin empfiehlt die Grippeschutzimpfung für Menschen über 60 Jahre, für Patienten aller Altersgruppen mit einer chronischen Erkrankung und für Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, eine Pflegetätigkeit ausüben oder häufig mit anderen Menschen in Kontakt kommen. „Nicht die Vogelgrippe, sondern die alljährlich wiederkehrende echte Grippe – die Influenza – ist für viele Menschen ein tödliches Risiko. Leider wird diese Gefahr völlig unterschätzt und das, obwohl wir Jahr für Jahr Tausende von Toten in Deutschland zu beklagen haben “, warnt Wutzler. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am RKI starben alleine in der Saison 2004/2005 in Deutschland 15.000 bis 20.000 Menschen an den Folgen der Influenza.