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Grippe-Impfung des Personals senkt Sterblichkeit in Pflegeheimen

Die Anzahl ärztlicher Behandlungen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle in Folge von Influenza lässt sich unter den Bewohnern von Pflegeheimen deutlich senken, wenn sich das Heimpersonal gegen Grippe impfen lässt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung, die im Britischen Ärzteblatt veröffentlicht wurde.

Die Sterblichkeit von Pflegeheimbewohnern kann deutlich gesenkt werden, wenn sich das Pflegepersonal gegen Grippe impfen lässt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung, die in 44 britischen Altersheimen durchgeführt und jetzt in der Online-Ausgabe des britischen Ärzteblattes „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde. In der Hälfte der untersuchten Heime wurde dem Personal eine Grippe-Impfung angeraten, was auch rund 50 Prozent der Vollzeitkräfte befolgten. In der anderen Hälfte der Heime ohne Impfempfehlung blieb die Impfrate hingegen niedrig und lag bei nur 6 Prozent unter den Vollzeitkräften. Wie die Studie belegt, kann eine routinemäßige Grippe-Impfung des Pflegeheimpersonals die Häufigkeit von ärztlichen Behandlungen, Krankenhauseinweisungen und Todesfällen in Folge von Influenza unter den Bewohnern deutlich senken.„Auf Grund der Impfung des Personals treten bei Altersheimbewohnern nur halb so viele Grippe-Erkrankungen auf und ihre Sterblichkeit verringert sich während der Influenzasaison in den Wintermonaten um mehr als 25 Prozent“, erläutert Prof. Peter Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie des Universitätsklinikums in Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.

Ältere Menschen besonders gefährdet
Auf Grund der mit dem Alter zunehmenden Gefährdung durch eine Grippe ist die Impfung für alle Personen ab 60 Jahren dringend empfohlen. Grund für die zusätzliche Schutzwirkung bei einer Impfung des Pflegepersonals in Altersheimen ist, dass sich bei Personen in hohem Alter die Schutzwirkung einer Grippeimpfung nicht mehr optimal ausbildet. „Daher ist es extrem wichtig, dass sich in Pflegeheimen nicht nur die Bewohner, sondern auch die Pflegekräfte gegen Influenza impfen lassen“ betont Wutzler. „Selbst wenn eine Grippe-Infektion bei jüngeren Menschen mild verlaufen sollte, können sie dennoch als Überträger der Influenza-Viren agieren und dabei eben auch ältere, schutzlosere Menschen anstecken, für die das dann möglicherweise lebensgefährlich wird.“

Nicht-Impfen grenzt an Fahrlässigkeit
„Angesichts dieser Untersuchungsergebnisse grenzt ein Nicht-Impfen der Beschäftigten in Pflegeheimen an grober Fahrlässigkeit!“, warnt Dr. Michael Barczok, niedergelassener Lungenfacharzt in Ulm und Mitglied des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP). „Familienangehörige sollten sich daher unbedingt erkundigen, welche Impfpolitik im Pflegeheim praktiziert wird, bevor sie ihre Großmutter dort unterbringen.“ Grundsätzlich empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin allen Menschen, die viel Kontakt mit anderen Menschen haben, zur Grippe-Schutzimpfung zu gehen. Insofern sollten nicht nur verantwortungsbewusste Pflegeheime ihre Beschäftigten und Bewohner routinemäßig impfen lassen. „Das Gleiche gilt auch für Pflegekräfte im Privatbereich und das gesamte medizinische Personal in Krankenhäusern, Arztpraxen, Rehazentren etc. - überhaupt für alle, die häufig Kontakt mit älteren Menschen haben bzw. mit ihnen in der Familie zusammenleben“, erklärt Barczok.