Zu Beginn der diesjährigen Grippesaison hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen die ersten Grippe-Impfstoffdosen für die Saison 2009/2010 freigegeben. Nach Angaben des PEI wurde bis Ende August die Chargenfreigabe für knapp 13 Millionen Impfstoffdosen erteilt. Einige Impfstoff-Hersteller haben bereits mit der Auslieferung der Grippe-Impfstoffdosen an Ärzte begonnen, die den Impfstoff vorbestellt haben. Im Vergleich zum Impfstoff der Saison 2008/2009 wurde einer der drei enthaltenen Virusstämme ausgetauscht. „Der Austausch eines Virusstammes war notwendig, um den Grippeschutz an die aktuell zirkulierenden Influenza-Viren anzupassen“, erläutert Prof. Peter Wutzler, Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV). „Da die Schutzwirkung der Grippeimpfung mit der Zeit nachlässt, muss sie jedes Jahr neu verabreicht werden. Nur so kann ein wirkungsvoller Grippeschutz erzielt werden.“ Der Impfstoff gegen die Schweinegrippe steht voraussichtlich erst ab Oktober zur Verfügung. Als erstes sollen dann allerdings zunächst chronisch Kranke, Schwangere, medizinisches Personal, Polizei und Feuerwehr geimpft werden. Zudem sind für einen ausreichenden Impfschutz gegen die Schweinegrippe zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen notwendig. Erst dann, vermutlich im November oder Dezember, wird die Impfung gegen Schweinegrippe für alle anderen zugänglich sein. „Deshalb macht es Sinn, sich bis November gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen“, so Wutzler. „Optimal dafür ist ohnehin die Zeit von September bis November, da die ersten Grippefälle meist im Dezember auftreten und es nach der Impfung 10 bis 14 Tage dauert, bis das Immunsystem einen wirksamen Schutz gegen die Influenza aufgebaut hat. Somit ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um mit seinem Hausarzt einen Termin für die Impfung zu vereinbaren.“ Im vergangenen Jahr hat das PEI etwa 30 Millionen Grippe-Impfstoffdosen freigegeben. Aufgrund der weltweiten Ausbreitung des neuen Schweinegrippevirus H1N1 wird damit gerechnet, dass viele Menschen sich durch eine Impfung nicht nur vor der Schweinegrippe sondern auch vor der saisonalen Grippe schützen wollen.
Saisonale Grippeimpfung schützt nicht vor SchweinegrippeDie saisonalen Grippeimpfstoffe enthalten Bestandteile von zwei Influenza A-Viren und einem Influenza B-Virus. Bei den beiden Influenza A-Virenstämmen handelt es sich um die Subtypen H1N1 und H3N2. Das Schweinegrippe-Virus ist zwar auch ein Influenza A-Virus vom Subtyp H1N1, hat aber – bis auf den Namen – nichts mit dem H1N1-Virusstamm im saisonalen Impfstoff zu tun. „Da das Schweinegrippe-Virus ein ganz anderer Virusstamm ist als der H1N1-Virusstamm im Impfstoff, schützt die saisonale Grippe-Impfung auch nicht vor einer Infektion mit Schweinegrippeviren“, erklärt Wutzler, der das Institut für Virologie und Antivirale Therapie der Universitätsklinik in Jena leitet. „Um sich vor der Schweinegrippe und der saisonalen Grippe zu schützen, benötigt man deshalb beide Impfungen.“ Beide Influenza-Infektionen müssen ernst genommen werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Schweinegrippe schon vor Monaten zur Pandemie erklärt. Hunderttausende sind weltweit bereits erkrankt und die Zahl der Todesfälle wird mit mehr als 2.500 angegeben. Dabei gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus und schätzen die Zahl der Infektionen auf mehrere Millionen. Zudem ist mit einer deutlichen Zunahme der Schweinegrippefälle und auch der Todesfälle mit Beginn der kalten Jahreszeit auf der Nordhalbkugel zu rechnen. „Die Grippewellen, mit denen wir in jedem Winter zu tun haben, sind nicht weniger gefährlich“, warnt Wutzler. „Jedes Jahr müssen allein in Deutschland Millionen Menschen wegen einer Influenza-Erkrankung einen Arzt aufsuchen, Zehntausende werden wegen Komplikationen in eine Klinik eingewiesen und es sterben durchschnittlich 10.000 Menschen an den Folgen einer Influenza. Deshalb ist es wichtig, die Durchimpfungsraten, die in den letzten Jahren bundesweit bei 28 Prozent lagen, zu steigern.
Influenza gefährdet insbesondere Ältere und chronisch KrankeWie die Schweinegrippe kann die saisonale Grippe insbesondere bei chronisch kranken Patienten zu einem schweren Krankheitsverlauf führen. Auch für ältere Menschen über 60 Jahren ist der jährliche Grippeschutz wichtig „ Diese beiden Gruppen sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem aufgrund des Alters oder einer chronischen Erkrankung geschwächt ist“, betont Wutzler. „Ihr Anteil bei den Influenza bedingten Klinikeinweisungen und Todesfällen ist besonders hoch.“ Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt die Impfung zudem medizinischem Personal, Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen sowie Personen, die viel Kontakt mit anderen Menschen haben. Da es aber auch bei jungen gesunden Erwachsenen zu schweren Grippeinfektionen mit bedrohlichen Komplikationen kommen kann, ist der Grippeschutz für jeden ratsam.