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Gleiche Wirkung mit halber Dosis

Zur Behandlung von Lungenkrebs gibt es ein Medikament namens Avastin, das die Entwicklung von Blutgefäßen hemmt und dadurch das Wachstum und die Ausbreitung von Tumoren bremsen soll. Jetzt hat der Hersteller Genentech - eine Tochter der Schweizer Roche-Holding - angekündigt, dass dieser Effekt auch schon mit der halben Wirkstoffdosis erreicht werde, was die recht hohen, monatlichen Therapiekosten für Patienten auf die Hälfte zurückschrauben könnte.

Zur Behandlung des fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) steht seit Oktober letzten Jahres in den USA ein Arzneistoff namens Avastin® (Wirkstoff: Bevacizumab) zur Verfügung, dessen Zulassung in Europa noch in diesem Jahr erwartet wird. Das Krebsmedikament Avastin ist ein künstlich hergestellter monoklonaler Antikörper, der zielgerichtet die Bildung von Gefäßen zur Blutversorgung von Tumoren verhindern kann, wodurch deren Fähigkeit, zu wachsen und Metastasen zu bilden, gebremst werden soll. Damit gehört Avastin zu den kostspieligeren Medikamenten - zum Beispiel liegen die monatlichen Therapiekosten zur Behandlung von Darmkrebs (metastasiertes Kolorektalkarzinom, wofür Avastin in Deutschland bereits seit 2005 zugelassen ist) bei mehr als 3.000 Euro. Bei Lungenkrebs sind die Therapiekosten sogar noch höher (nämlich dreimal so hoch) als bei Darmkrebs, da hier die empfohlene Dosis – anstatt auf 5 mg/kg – auf 15 mg/kg Körpergewicht festgelegt wurde. Jetzt hat der Hersteller Genentech - eine Tochter der Schweizer Roche-Holding - angekündigt, eine Untersuchung mit über 1000 Teilnehmern habe ergeben, dass bereits die halbe Behandlungsdosis bei der Behandlung des NSCL eine vergleichbare Wirkung erziele.

Die so genannte AVAiL-Studie sollte ursprünglich eigentlich belegen, dass Avastin in Kombination mit anderen Chemotherapeutika eingenommen wirksamer ist als die alleinigeVerabreichung dieser Chemotherapeutika ohne Avastin, wobei Avastin in zwei unterschiedlich hohen Dosen getestet wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die halbe Dosierung (mit nur 7,5mg/kg Bevacizumab) eine gleich gute Wirkung (hinsichtlich der Überlebenszeit der Patienten ohne Metastasen) erzielt wie die doppelte Dosis von 15mg/kg. Nach Aussendung einer entsprechenden Pressemitteilung an die Wirtschaft berechneten Analysten sogleich, dass sich mit der Dosierung auch die monatlichen Therapiekosten halbieren würden, was die betroffenen Patienten freuen dürfte. Womit andererseits auch die Umsatzerwartungen des Herstellers für dieses Medikament – die sich weltweit angeblich auf mehr als 10 Milliarden Franken beliefen – zurückgeschraubt werden müssten. Auf die endgültigen Ergebnisse der Studie wird man jedoch noch mehrere Monate warten müssen, da Einzelheiten erst im Frühjahr - möglicherweise im Juni auf der Jahrestagung der amerikanischen Krebsgesellschaft („American Society of Clinical Oncology“ = ASCO) – vorgestellt werden sollen. Nach Ansicht des Deutschen Ärzteblatts setzt sich damit „…die Unsitte fort, zunächst Analysten in zumeist rudimentärer Art über die Ergebnisse klinischer Studien zu unterrichten. Dass diese den klinischen Wert oft nicht abschließend beurteilen können, scheint für Hersteller und Anleger nicht von vorrangiger Bedeutung zu sein.“

Quelle: Pressemitteilung von Genentech