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Gleiche Chancen für Asthmatiker in der Schule

In den Schulen gibt es immer mehr Kinder, die unter Asthma leiden. Doch nur wenige Lehrer wissen, wie ihnen bei einem Asthmaanfall zu helfen wäre. Deshalb hat die Deutsche Atemwegsliga das Projekt „Gleiche Chancen!? - Asthma in der Schule“ initiiert mit dem Ziel, die Lehrer entsprechend weiterzubilden und unter den Schülern eine Basis für Chancengleichheit zu schaffen.

Asthma bronchiale ist mittlerweile die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter – in Deutschland sind etwa 10 % der Heranwachsenden davon betroffen. Zwar ermöglichen Fortschritte in der medizinischen Forschung ein weitgehend beschwerdefreies Leben trotz der Krankheit. Dennoch müssen sich die jungen Asthmapatienten und deren Angehörige eigentlich immer vor potentiellen Auslösern, die Asthma hervorrufen oder verstärken können, in Acht nehmen. Auf Grund der Häufigkeit der Erkrankung müssen auch Lehrer in den Schulen damit rechnen, dass sich in ihrer Schulklasse je nach Größe 2-5 Kinder mit Asthma befinden. Bei plötzlich auftretenden asthmatischen Beschwerden wie anfallsartiger Atemnot sollten daher alle - Mitschüler und Lehrkräfte - vorbereitet sei und adäquat reagieren können. Demgegenüber fühlen sich aber die meisten Lehrer (mehr als 80 %) ungenügend über Atemwegserkrankungen informiert. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Allergie- und Asthmabundes hervor. Demnach sehen sich zwei Drittel der Lehrkräfte nicht in der Lage, ihren Schülern bei einem Asthmaanfall adäquat helfen zu können, berichtet Prof. Dietrich Berdel aus Wesel. Darüber hinaus werden Kinder mit Asthma immer noch vom Sportunterricht befreit, obwohl ihnen Sport nachweislich sehr wohl gut tun würde.

Aus diesem Grund hat die Deutsche Atemwegsliga das Projekt „Gleiche Chancen!? - Asthma in der Schule“ initiiert, dessen Ziel es ist, bestehende Nachteile für die betroffenen Kinder und Jugendliche zu minimieren und eine Basis für Chancengleichheit zu schaffen. Schülerinnen und Schüler sollen trotz ihrer chronischen Erkrankung wie ihre gesunden Mitschüler am Schulleben teilnehmen können, betonte Prof. Heinrich Worth, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga auf einer Pressekonferenz der Deutschen Atemwegsliga im Rahmen des 49. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin in Lübeck.

Die Pilotphase des Projektes ist mittlerweile in Niedersachsen unter Mitwirkung des Kultusministeriums angelaufen. „Wir haben verschiedene Projektschritte geplant, die wir nun sukzessive in die Praxis umsetzen“, berichtet Dr. Rüdiger Szczepanski aus Osnabrück. Der erste Projektschritt umfasst ein Weiterbildungsangebot zum Thema Asthma bronchiale für Lehrer aller Schulformen. In vier 45-minütigen Seminaren werden die folgenden Themenblöcke, die für den Schulalltag relevant sind, dargestellt: Pathophysiologische Grundlagen des Asthmas, Auslöser im Schulalltag, Schulsport und körperliche Belastung sowie Notfallmanagement. Diese Weiterbildung wird von einem Trainerteam (z.B. der AG Asthmaschulung) vorbereitet und durchgeführt. „Uns ist sehr wichtig, dass das Lehrpersonal durch diese Fortbildung keinerlei zusätzlichen Aufwand hat“, erklärt Szczepanski. „Das erhöht die Akzeptanz von Seiten der Lehrerschaft, an der Fortbildung teilzunehmen.“ Parallel zu diesem Schritt erfolgt die Information der Elternvertreter und der Ärzteschaft im Einzugsbereich der Schule, um sie für das Projekt zu sensibilisieren. Die dritte Projektstufe soll schließlich darin bestehen, das Projekt auch in die Lehrerausbildung während der Referendarzeit zu integrieren. Dieser Schritt ist nach Auffassung der Initiatoren der wichtigste mit den höchsten Erfolgsaussichten für das Projekt.

Seit Januar 2008 finden erste Pilotveranstaltungen in Schulen und Ausbildungsseminaren für Referendare in Niedersachsen statt. Um die Implementierung des Projektes im Schulalltag nachhaltig zu festigen, ist ein erster zusammenfassender Rückblick nach 6 Monaten vorgesehen. In einem Fragebogen können die Teilnehmer ihre Erfahrungen nach der ersten Fortbildung zusammenfassen und ggf. weiteren Fortbildungsbedarf anmelden. Die Initiative „Gleiche Chancen!? - Asthma in der Schule“ wird sowohl von Vertretern der Patienten-Selbsthilfe als auch von ärztlichen Fachverbänden unterstützt. Zur Verwirklichung der Projektziele ist ein Netzwerk der beteiligten Organisationen geplant. Folgende Verbände und Fachgesellschaften wirken bei der Entwicklung des Projektes mit:

  • Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB)
  • AG Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter e. V. (AGAS)
  • AG Lungensport in Deutschland e. V.
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschland e. V. (BVKJ)
  • Bundesverband der Pneumologen (BdP)
  • Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA)
  • Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie e. V. (GPP)
  • Amt für Lehrerbildung (Hessen).