Mykoplasmen zählen zu den häufigsten Erregern der bakteriellen Lungenentzündung bei Kindern. Wie sich diese Krankheit entwickelt, ist allerdings nach wie vor unklar. Nun zeigen Forschende um den Infektiologen Patrick Meyer Sauteur am Universitäts-Kinderspitals Zürich und an der Universität Zürich: Spezifische Immunzellen, sogenannte B-Zellen, sind für die Heilung der Infektion essentiell. Die von ihnen produzierten Antikörper eliminieren die Mykoplasmen in der Lunge. Demgegenüber bleiben die Bakterien im Nasen-Rachen-Raum wochenlang bestehen (siehe Journal of Infectious Diseases, Online-Veröffentlichung am 1.11.2017). Das Forscherteam konnte die Erreger während der Infektion visuell in der Lunge und den oberen Atemwegen verfolgen, da es die Bakterien mit einem Fluoreszenzstoff kultivierte. Ihre Ergebnisse bestätigen klinische Beobachtungen bei Kindern, deren obere Atemwege im Anschluss an eine Infektion mit Mykoplasmen besiedelt blieben.
Die Forscher zeigen auf, dass sich die Immunabwehr nach der Infektion zwischen Lunge und oberen Atemwegen wesentlich unterscheidet. In der Lunge fanden sie mehr sogenannte IgM- und IgG-Antikörper sowie eine deutliche Zunahme und Aktivierung von B-Zellen in den lokalen Lymphknoten – wodurch die Erreger in der Lunge innerhalb von Wochen zerstört werden konnten. Im Gegensatz dazu fanden sie in den oberen Atemwegen IgA-Antikörper, keine Aktivierung von B-Zellen und demzufolge ein Fortbestehen des Erregers. Experimente mit Mäusen ohne B-Zellen lieferten letztlich den Beweis, dass die in die Mäuse überführten Antikörper die Bakterien in der Lunge effektiv zerstörten, diese aber den Erreger in den oberen Atemwegen nicht eliminieren konnten.
„Dies sind die ersten Daten, die beweisen, dass die durch Antikörper vermittelte Immunantwort für eine Lungeninfektion mit Mykoplasmen essentiell ist“, erklärt Patrick Meyer Sauteur. Die Resultate könnten helfen, spezifische Impfstoffe zu entwickeln, die das Immunsystem auf die Abwehr vorbereiten und eine Infektion verhindern: „Unsere Arbeit legt den Grundstein für die Entwicklung von Impfstoffen gegen Mykoplasmen. Dies in einer Zeit, in der es aufgrund der starken Zunahme von resistenten Bakterien in gewissen Weltregionen für Kleinkinder oft keine geeigneten Antibiotika gegen Mykoplasmen mehr gibt“, fasst Meyer Sauteur zusammen.
Quelle: Universität Zürich