Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Gewöhnlicher Hustenlöser kann auch bei Lungenfibrose helfen

In der Apotheke erhältliche Hustenlöser sind eine sinnvolle Zusatztherapie bei Lungenfibrose, einer schweren chronischen Lungenerkrankung. Dazu sollte etwa die dreifache Menge, wie sonst bei normalen Erkältungen üblich, eingenommen werden. Das raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne.

Selbst Patienten mit einer schweren, chronischen Lungenerkrankung wie der Lungenfibrose können einfache Husten-Schleimlöser aus der Apotheke helfen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. „Bei einer Lungenfibrose, deren Ursache unbekannt ist (so genannte idiopathische Lungenfibrose), reicht es oft nicht aus, ausschließlich entzündungshemmende Steroide und Immunsuppressiva einzunehmen, um die Entzündungsreaktion in der Lunge zu unterdrücken“, erklärt Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Mit der zusätzlichen Gabe von hoch dosiertem N-Acetylcystein (NAC) – das gewöhnlich in Form von Brausetabletten oder Säften gegen Husten bei Erkältung eingesetzt wird - lässt sich der fortschreitende Lungenfunktionsverlust der Patienten allerdings deutlich abbremsen.“

Seltene aber schwere Krankheit

Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine seltene, aber sehr schwere Krankheit. Die mittlere Lebenserwartung nach Diagnosestellung liegt meist nur bei drei Jahren. „Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine chronische Entzündungsreaktion der Lunge, die oft für lange Zeit unbemerkt bleibt, weil sie sich stumm anbahnt“, erläutert Köhler. „Allerdings wird dabei das Lungengerüst umgeformt – teils verdichtet und teils eingeschrumpft -, so dass es schließlich zu gravierenden Einschränkungen der lebensnotwendigen Gasaustauschfläche kommt. Erste Anzeichen einer Lungenfibrose sind ein trockener Reizhusten ohne Auswurf sowie Atemnot, die zunächst nur bei körperlicher Belastung auftritt. Insbesondere beim Einatmen, erfährt der Betroffene einen plötzlichen Atemstopp. In einem späteren Krankheitsstadium kommt es dann auch im Ruhezustand zu Atemnot, wobei die Atmung allgemein oberflächlicher und schneller wird (so genannte Hechelatmung).“

Grund für die Wirksamkeit des Hustenmittels

Bereits vor einigen Jahren wurde entdeckt, dass Fibrose-Patienten vermehrt aggressive Sauerstoffmoleküle (Oxidanzien ) in ihren Lungen bilden, welche die Entzündungs- und Umbauprozesse im Lungengewebe vorantreiben. „Diesen Patienten mangelt es nämlich an dem körpereigenen Radikalfänger Glutathion, das einen der wichtigsten Gegenspieler für Oxidanzien darstellt“, berichtet Köhler. „Dann hat man herausgefunden, dass hochdosiertes N-Acetylcystein dazu in der Lage ist, die Bildung von Glutathion bei Fibrose-Patienten zu steigern. Denn genauso wie die natürliche Aminosäure Cystein kann auch N-Acetylcystein als Baustein für die Bildung von Glutathion verwendet werden.“

Dreifache Menge erforderlich

In einer Studie mit 155 Lungenfibrose-Patienten wurde nachgewiesen, dass sich durch die tägliche Einnahme von 1,8 Gramm des Wirkstoffes N-Acetylcystein bereits nach sechs Monaten die Lungenfunktion deutlich verbesserte. „Das entspricht etwa der dreifachen Menge, die bei normalen Erkältungen eingesetzt wird“, betont Köhler. „Die gewählte hohe Dosis wurde aber grundsätzlich gut vertragen. Insofern stellt dieser Schleimlöser eine sinnvolle Zusatztherapie bei Lungenfibrose dar und wird von den Lungenfachärzten in Deutschland und anderen europäischen Ländern auch ausdrücklich empfohlen.“