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Gewitter können Asthma verschlimmern

An Tagen nach einem kräftigen Gewitter treten mehr Asthma-Notfälle auf als an anderen Tagen. Davor warnen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) in Heidenheim und geben Asthmatikern Tipps, wie sie sich am besten verhalten sollten...

An Tagen, die auf ein kräftiges Gewitter folgen, müssen deutlich mehr Asthmatiker wegen eines Asthma-Anfalls in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt werden als an anderen Tagen. Darauf weisen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) in Heidenheim hin unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift Thorax veröffentlicht wurde. „Eigentlich würde man davon ausgehen, dass Gewitter die Luft klären. Tatsächlich aber sind Gewitter mit einem dreiprozentigen Anstieg der Häufigkeit von Notfallbehandlungen wegen Asthma assoziiert“, erklärt Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des BdP und praktizierender Lungenfacharzt im Lungenzentrum Ulm. „Drei Prozent mag auf den ersten Blick vielleicht wenig erscheinen. Angesichts der weiten Verbreitung von Asthma – in Deutschland sind rund sieben bis zehn Prozent der Erwachsenen und über zehn Prozent der Kinder betroffen – kann aber selbst solch ein scheinbar kleiner Anstieg schon einiges ausmachen. Zum Beispiel müssen sich Sanitäter und Krankenhäuser bezüglich ihrer personellen Besetzung an solchen Tagen darauf einstellen.“ In der genannten Studie wurde der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Asthma-Notfällen und Wetterphänomenen in einer gewitterreichen Region von Atlanta im Süden der USA über 12 Jahre hinweg (von 1993 bis 2004) untersucht. Dabei wurde ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit von Asthma-Notfällen insbesondere nach Gewittern festgestellt, die mit starkem Regen und böigen Winden einhergingen.

Regentropfen brechen Pollenkörner auf

Warum Gewitter zu einer Verschlimmerung von asthmatischen Beschwerden führen können, weiß man noch nicht genau. „Die plausibelste Hypothese besagt, dass Pollenkörner in der Luft durch den Aufprall von Regentropfen osmotisch aufgebrochen werden und dabei Allergene freisetzen, die dann insbesondere von böigen Winden verbreitet werden können“, erläutert Barczok. „Der dadurch bedingte Anstieg von Allergenen in der Luft, der offenbar am Folgetag des Gewitters einen Höhepunkt erreicht, kann dann bei Asthmatikern Beschwerden auslösen und diese soweit verschlimmern, dass unter Umständen eine Notfallbehandlung erforderlich wird. Selbst Patienten, die bisher nur unter mildem Asthma gelitten haben, sollten sich bewusst sein, dass Gewitter einen lebensbedrohlichen Asthma-Anfall auslösen können“, warnt Barczok.

Asthmatiker sollten Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen

Das Wetter lässt sich zwar nicht regulieren, Asthmatiker können aber vorsorgliche Gegenschritte unternehmen, um ihr Asthma unter Kontrolle zu behalten. „Asthmatiker sollten bei einem Gewitter besser zu Hause bleiben“, rät Barczok. „Vor allem ist es wichtig, die Fenster zu schließen, um die Allergene von vorn herein auszusperren. Dazu gehört auch, die richtigen Medikamente im Haus zu haben, falls asthmatische Beschwerden auftreten und schlimmer werden sollten. Welche Arzneimittel für wen geeignet sind, sollte unbedingt bereits im Vorfeld und am besten von einem Lungenfacharzt abgeklärt werden.“