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Genvariante erhöht Tuberkulose-Risiko

Forscher in Singapur haben ein Gen entdeckt, das die Wahrscheinlichkeit steigert, nach einer Infektion mit dem Tuberkulose-Erreger auch an Tuberkulose zu erkranken. Varianten dieses Gens könnten erklären, warum ungefähr ein Drittel der Menschheit den Tuberkulose-Erreger trotz einer Infektion in Schach zu halten vermag.

Etwa ein Drittel der Menschheit dürfte mit dem Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) infiziert sein, trotzdem erkranken nur fünf bis zehn Prozent der Betroffenen an einer aktiven Tuberkulose. Ein anderes Phänomen dieser Infektionskrankheit ist, dass zwei Drittel aller gemeldeten Fälle Männer sind. Gerade in Osteuropa ist der Frauenanteil besonders niedrig – in Weißrussland beträgt er zum Beispiel nur zwölf Prozent. Warum das so ist, könnte an einem Gen liegen, das an der Immunabwehr (Antigen-Erkennung ) beteiligt ist. Dieses Gen (TLR8) wurde von Wissenschaftlern um Sonia Davila vom Genominstitut in Singapur entdeckt und steuert den so genannten Toll-like Rezeptor. Träger des Gens TLR8 haben ein sehr viel höheres Risiko, nach einer Tuberkulose-Infektion an Lungentuberkulose zu erkranken. Das berichtet die Fachzeitschrift PLoS Genetics (2008, Band 4(10): e1000218).

Auch das zu beobachtende, ungleiche Geschlechterverhältnis unter den Tuberkulose-Patienten hat offenbar nicht – wie bisher angenommen - nur soziale Ursachen, sondern auch genetische Gründe. Das Gen für den Toll-like Rezeptor 8 (TLR8) befindet sich nämlich auf dem X-Chromosom, das beim Mann nur einmal vorhanden ist, bei der Frau hingegen in doppelter Ausführung vorliegt. Gene, die auf dem X-Chromosom liegen, prägen sich bei Männern grundsätzlich eher phänotypisch aus als bei Frauen, da Frauen ein verändertes (rezessives) Gen eher mit einer anderen (dominanten) Genvariante auf ihrem zweiten X-Chromosom kompensieren können.