Raucher, die in einer gemeinsamen Wohnung mit ihrem Partner zusammenleben, geben den Tabakkonsum eher auf als Raucher ohne gemeinsamen Haushalt. Dabei haben Beziehungen ohne Trauschein vergleichbare Auswirkungen auf gesundheitsbewusstes Verhalten wie Ehen, während Partnerschaften, in denen die Beteiligten in getrennten Wohnungen leben, einen geringeren Schutzeffekt mit sich bringen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler am Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg, die den Einfluss partnerschaftlicher Lebensformen auf das Gesundheitsverhalten untersucht haben (siehe Comparative Population Studies – Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 2013, Band 38, Seite 649-67).
Nach Angaben von Prof. Dr. Thomas Klein, Erstautor der Studie am Max-Weber-Institut für Soziologie, ist in der Wissenschaft seit längerem bekannt, dass Verheiratete gesünder sind und länger leben als Unverheiratete (siehe z.B. Social Science & Medicine, Band 98, Seite 197-203). Der Wunsch zu heiraten, ist jedoch stark zurückgegangen. Aus diesem Grund ist das Forscherteam um den Heidelberger Soziologen der Frage nachgegangen, wie sich die immer zahlreicher werdenden nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften und die Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt auf das Gesundheitsverhalten auswirken. Für diese Fragestellung werteten die Wissenschaftler Daten aus dem Sozioökonomischen Panel und aus dem Partnermarktsurvey aus. Hierbei handelt es sich um zwei zufallsbasierte Stichproben der deutschen Bevölkerung.
„Der Unterschied bei der Gesundheit und der Lebenserwartung zwischen Verheirateten und Unverheirateten wird häufig auf Unterschiede im Gesundheitsverhalten zurückgeführt“, erklärt Thomas Klein. Am Beispiel des Rauchverhaltens zeigt sich nun, dass der Schutzeffekt bei Partnerschaften an den gemeinsamen Haushalt gekoppelt ist. Dieser ist Voraussetzung für den Mechanismus der sozialen Kontrolle und Unterstützung. „Dabei gibt es in allen Partnerschaftsformen eine Tendenz zur Ähnlichkeit des Rauchverhaltens zwischen den Partnern, die bereits bei der Partnerwahl besteht und durch Anpassungsprozesse während der Beziehung verstärkt wird“, erklärt der Soziologe.
Das Leben in einer Partnerschaft kommt dem Gesundheitsverhalten aber nicht in jeder Hinsicht zugute: Wie die Heidelberger Wissenschaftler bereits in einer früheren Untersuchung festgestellt haben, neigen Personen in Partnerschaften eher zum Dickwerden als Singles, da der Konkurrenzdruck auf dem Partnermarkt wegfällt. Ein vergleichbares Muster zeigt sich auch bei sportlichen Aktivitäten, wie Prof. Klein und sein Team jetzt zeigen konnten. Demnach treiben liierte Menschen weniger Sport als zu der Zeit, in der sie partnerlos waren. Dies gilt zwar auch für Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt, in stärkerem Maße aber für nichteheliche Lebensgemeinschaften und am meisten für Ehen. „Der Einfluss, den eine Partnerschaft auf die Bereitschaft zu sportlicher Aktivität ausübt, hängt dabei nicht nur vom Zusammenleben ab, sondern auch von der Stabilität der Beziehung – wenn es bei Paaren kriselt, haben sie eher wieder einen Anstoß, Sport zu treiben. Das steht im Einklang mit der so genannten Heiratsmarkt-Hypothese“, erläutert Prof. Klein. Somit versuchen Singles auch durch Sport, ihre Attraktivität auf dem Partnermarkt zu erhöhen. Dagegen gehen vor allem Verheiratete davon aus, nicht wieder auf Partnersuche gehen zu müssen.
Quelle: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg