Die Bedeutung des so genannten 6-Minuten–Gehtests zur Abschätzung der Lebenserwartung von COPD-Patienten ist unbestritten. Hierbei kann anhand der Wegstrecke, die der Patient innerhalb von 6 Minuten zurückzulegen vermag, eine Langzeitprognose gestellt werden. Allerdings lässt sich anhand des beim Gehen festgestellten Testergebnisses nicht vorhersagen, wie es den Patienten bei anderen körperlichen Belastungsformen - wie zum Beispiel beim Treppensteigen - ergeht. „Der 6-Minuten–Gehtest kann das Ausmaß der körperlichen Einschränkungen, von denen Patienten mit schwerer COPD betroffen sind, nicht im Detail aufzeigen“, betont Wolfram Windisch von der Freiburger Universitätsklinik, Abteilung Pneumologie. „Patienten mit fortgeschrittener COPD stoßen aber nicht nur beim Gehen an ihre physischen Belastungsgrenzen, sondern auch bei anderen, ganz alltäglichen Aktivitäten. Dabei stellen Treppen zum Beispiel ein typisches, alltägliches Hindernis dar.“ Deshalb haben Windisch und seine Mitarbeiter untersucht, inwiefern sich die körperliche Belastung von 16 Patienten mit schwerster COPD beim Gehen (6-Minuten-Wegstrecke) und beim Treppensteigen (44 Treppenstufen) hinsichtlich ihrer physiologischen Auswirkungen unterscheidet. Ihre Untersuchungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Thorax (online-Ausgabe vom 14.2.2008) veröffentlicht.
Während die Sauerstoffversorgung der Patienten bei beiden Fortbewegungsformen in vergleichbarem Maße abnahm (ähnlich abfallender Sauerstoffpartialdruck im Blut), kam es beim Treppensteigen im Vergleich zum Gehen zu mehr Atemnot, einem höheren (systolischen) Blutdruckanstieg, einer ausgeprägteren Aufblähung der Lungen und einer stärkeren Ansäuerung des Blutes (infolge des nicht abgeatmeten Kohlendioxids). „Insofern lässt sich mit dem Ergebnis aus dem 6-Minuten-Gehtest nicht vorhersagen, ob und wie der Patient auch mit Treppensteigen zurecht kommt. Das sollte sowohl der behandelnde Arzt als auch der betroffene Patient wissen und entsprechend berücksichtigen“, rät Windisch.